Ein deutsches Städtchen steht Kopf
«Dark» packt das Publikum schon von der ersten Szene an: Ein Mann mittleren Alters erhängt sich in seinem Dachschuppen und hinterlässt nichts als einen handgeschriebenen Brief, der nicht vor dem vierten November um 22:13 Uhr geöffnet werden darf.
Doch das ist erst der Anfang einer endlosen Reihe von seltsamen Ereignissen im deutschen Kaff Winden: Kinder verschwinden spurlos, eine mysteriöse Gestalt mit Koffer macht die Runde und Vögel fallen tot vom Himmel. Auf der Suche nach Erklärungen landen die Protagonisten dabei immer wieder in einer dunklen Höhle im Wald und schnell wird bemerkt, dass auch hinter den Mauern des angrenzenden Atomkraftwerkes dunkle Geheimnisse lauern. Wo führt das wohl hin?
Eine billige Kopie von «Stranger Things»?
Im Internet sind kurz nach der Veröffentlichung von «Dark» zahlreiche Stimmen laut geworden, die den deutschen Mystery-Streich als einfallslosen Abklatsch des Kassenschlagers «Stranger Things» sehen. Klar erinnert die stets düstere Szenerie und das Verschwinden eines kleinen Jungen stark an den amerikanischen Erstling – aber «Dark» ist weitmehr als eine billige Kopie.
Der in der Schweiz geborene Filmemacher Baran bo Odar spielt stark mit der Thematik Zeit und schafft den heiklen Spagat zwischen Retro und Neuzeit mit einer ausserordentlichen Eleganz. Im Vergleich zu «Stranger Things» wird ausserdem komplett auf Science-Fiction-Monster verzichtet und die Dialoge sind kurz und aufs Minimum beschränkt. Ein angenehmer Nebeneffekt ist ebenfalls, dass bei der deutschen Netflix-Produktion keine eigentlichen Protagonisten erkennbar sind, sondern ein ganzes Städtchen gleich gewichtet wird und alle Figuren ihren ganz persönlichen Kampf durchleben.
«Dark» vs. «Stranger Things»: Wer gewinnt?
Ein Vergleich der beiden Netflix-Serien ist extrem schwierig und irgendwie auch unmöglich. «Dark» erinnert zwar zu Beginn stark an «Stranger Things», doch von Folge zu Folge driften die beiden Mystery-Produktionen immer mehr auseinander und es ist spürbar, dass hier zwei komplett verschiedene Welten aufgebaut werden.
Unserer Meinung nach hat «Dark» trotzdem ganz knapp die Nase vorne. Zwar ist die Unmenge an handelnden Figuren am Anfang ein bisschen erschlagend, aber die mehrsträngige Storyline und clever gemachten Plot-Twists machen definitiv abhängig und packen schon von Sekunde Eins an. Ausserdem ist «Dark» ein Augenschmaus und überzeugt mit aufwändig gestalteten Naturszenerien und viel Liebe zum Detail.
Ah und noch was, das uns besonders freut: Der Soundtrack zur Serie ist einsame Spitze! (Darum unbedingt auch die offizielle Spotify-Playlist abchecken.)
Mit «Dark» ist die deutsche Premiere auf Netflix also mehr als geglückt, wir sind begeistert und wünschen uns zu Weihnachten nur etwas: MEHR DAVON! 9 von 10 Punkten.
Die ganze erste Staffel von «Dark» ist auf Netflix im Stream verfügbar. Eine zweite Staffel ist in Absprache.