An der Seitenlinie kann Ted Lasso nicht mit Pep Guardiola, José Mourinho, oder Roberto Mancini mithalten. Was das Palmarès angeht aber schon.
So heimste die Feel-Good-Serie vorletzte Woche nämlich gleich 20 «Emmy»-Nominierungen ein. So viele Nominationen gab's bei den Serien-Oscars für die erste Staffel einer Comedyserie zuvor noch nie.
Dabei stehen Ted Lasso und sein fabelhaftes Ensemble eigentlich ziemlich quer in der Serienlandschaft. Zwar wird «Ted Lasso» zurecht als Comedyserie kategorisiert, setzt dabei aber weder auf eine «Witz komm raus, du bist umzingelt»-Hahaha-Strategie, noch bedient sie sich dem allseits beliebten Zynismus- und Sarkasmus-Arsenal.
Stattdessen möchte «Ted Lasso», die Geschichte eines US-amerikanischen Football-Coaches, der über Umwege Trainer des fiktiven Premier League-Fussballvereins AFC Richmond wird, in erster Linie nur eines: Positive Geschichten erzählen.
Geschichten, in denen Underdogs sämtliche Hürden meistern, obwohl ihnen dies niemand zutrauen würde. Geschichten, die einem ein wohlig warmes Gefühl in den Bauch zaubern. Geschichten, welche seit Beginn Teil der DNA von US-amerikanischen Sitcoms, in letzter Zeit aber ein bisschen in Vergessenheit geraten sind, wie Hauptdarsteller Jason Sudeikis im Interview mutmasst.
Rechtzeitig zu den Emmy-Erfolgsmeldungen ist vorletzten Freitag die zweite Staffel der Serie gestartet. Angst vor übereifrigen Fehlschüssen im zweiten Jahr hat das Autorenteam, zu welchem Sudeikis ebenfalls gehört, jedoch nicht: «Wir haben alle Episoden der neuen Staffel bereits vor der Veröffentlichung der ersten Staffel skizziert», sagt er, als wir ihn auf den gestiegenen Erwartungsdruck an seine Serie ansprechen.
Ich, Brendan Hunt, Joe Kelly und die anderen Autor:innen spielen enorm viel im ‹FIFA Pro Clubs›-Modus!
Sowieso macht sich Sudeikis, der als Kind mit Fussball aufgewachsen ist, danach den Sport jedoch für längere Zeit aus den Augen verloren hat, mittlerweile aber begeisterter «FIFA»-Zocker ist, wenig Gedanken über die Lobeshymnen, welche er für seine Performance – und die Serie als Ganzes – zurzeit ernten darf: «Ich bin natürlich stolz auf die vielen positiven Reviews und Rückmeldungen. Wenn du aber gerade in einer Kreativphase bist, dann ignorierst du das am besten.»
Entstanden ist die Figur von Ted Lasso bereits vor acht Jahren, damals noch für eine Reihe von Werbespots. Die Idee zur Serie kam erst Jahre später – und wurde zuerst belächelt. Ein Amerikaner, der dem Mutterland des Fussballs etwas über seinen Nationalsport erzählen möchte? Ein Unding.
Und trotzdem haben Sudeikis und sein Autor:innen-Team einen wunderbar entspannten Weg zur humoristischen Seite der «schönsten Nebensache der Welt» gefunden: «Ich glaube, umso ernster Leute etwas nehmen, umso besser kann man sich darüber lustig machen», erzählt Sudeikis – und hängt gleich noch ein paar Beispiele an: «Die Egos, der Männlichkeitswahn, die Beziehungen innerhalb eines Fussballteams... das kann man alles auch durch eine Humorbrille betrachten.»