Saul Ausländer ist Teil des «Sonderkommandos» im Konzentrationslager Auschwitz. Das bedeutet: Er und andere jüdische Häftlinge werden gezwungen, den Nazis beim Morden von Juden zu helfen. Saul ist schon länger Bestandteil dieser Einheit, welche immer und vor allem schnell handeln muss. Das Schrecken ist Routine.
Der Alltag im Konzentrationslager gerät aus den Fugen, als Saul den toten Körper eines jungen Knaben entdeckt, in welchem er seinen Sohn wiedererkennt. Saul beschliesst, dass er den Leichnam würdig beerdigen will. Eine fast unmögliche Aufgabe in diesem strengen KZ-Apparat. Zusätzlich verpflichtet sich Saul dazu, seinen Mithäftlingen beim geplanten Aufstand zu helfen...
Eine Kamera, die nie vom Hauptdarsteller weicht
Die Kamera in «Son of Saul» begleitet 107 Minuten lang die Hauptfigur Saul Ausländer. Man nimmt alles genau so wahr, wie es Saul Ausländer wahr nimmt. Wenn er in der Gaskammer den Boden schrubbt, dann liegt der Fokus von Saul (und der Kamera) auf der monotonen Schrubb-Bewegung, während sich verschwommen im Hintergrund die Leichen türmen.
Regisseur László Nemes porträtiert einen jüdischen KZ-Häftling, der schon lange und fest in diesem Lageralltag eingebunden ist. Saul kann gar nicht anders, als das Grauen um ihn herum auszublenden. Nur so kann er überhaupt erst seine «Arbeit» erledigen.
Unglaublich intensiv und erschreckend
Die Geschichte des Holocausts und die Verbrechen in den Konzentrationslagern filmisch umzusetzen, ist ein schwieriges Unterfangen. László Nemes hat es mit seiner Geschichte über Saul jedoch geschafft, inmitten von all dem Bösen etwas Menschliches zu finden und trotzdem den Holocaust nicht zu beschönigen.
«Son of Saul» ist ein unglaublich intensiver und erschreckender Film. Vor allem die Point-of-View-Inszenierung der Geschichte ist eine cineastische Meisterleistung. Ein eindrückliches Werk, welches zu Recht mit einem Oscar ausgezeichnet worden ist. 4.5 von 5 Punkten.
«Son of Saul» ist ab Donnerstag, dem 17. März 2016 in ausgewählten Schweizer Kinos zu sehen.