MySpace-Demo-Klickrekorde, ausverkaufte Konzerte noch vor der ersten Veröffentlichung, eine Debütsingle auf Platz 1 in den Charts: Vor 10 Jahren stellen vier rotzfreche Teenager aus dem britischen Sheffield die Gitarrenpop-Welt auf den Kopf.
Der Hype gipfelt in der Veröffentlichung von «Whatever People Say I Am, That's What I'm Not» am 23. Januar 2006. Alleine am ersten Tag verkauft sich das Debütalbum der Arctic Monkeys über 120'000 Mal und geht als das «am schnellsten verkaufte Debütalbum» in die Annalen der britischen Musikgeschichte ein.
Wie klingt das Album 10 Jahre nach dem grossen Hype? Wir haben uns die Scheibe wieder einmal angehört.
Die Hitdichte ist hoch
Sofort fällt auf: Die Hitdichte auf «Whatever People Say I Am...» ist hoch. Sehr hoch. Die drei Singles des Albums («I Bet You Look Good on the Dancefloor», «When the Sun Goes Down», «The View from the Afternoon») sind Songs, bei denen die Beine in der Indie-Disco bis in alle Ewigkeit zappeln werden. Aber auch bei zahlreichen anderen Songs («Mardy Bum»! «Still Take You Home»! «From The Ritz to the Rubble»! «Fake Tales Of San Francisco»!) möchte man am liebsten sofort mitgröhlen.
Die stakkatoartigen Gitarrenriffs und das durchgehend ultratighte Schlagzeug hauen zwar ein bisschen zu oft in die gleiche Kerbe, der jugendliche Übermut der Band sprudelt aber auch heute noch exakt gleich aus den Boxen wie vor 10 Jahren.
Grossartiges Restmaterial
Im Gegensatz zu anderen «Klassikern» (an dieser Stelle bitte keine Grundsatzdiskussion!) der jüngeren Musikgeschichte, gibt es auf diesem Album aber auch den einen oder anderen Track, der zurecht in Vergessenheit geraten ist.
Tracks wie «You Probably Couldn’t See for the Lights But You Were Staring Straight at Me», «Red Light Indicates Doors Are Secured» oder «Perhaps Vampires Is a Bit Strong But...» hätte man auch sehr gerne durch eine der fantastischen B-Seiten ersetzen können.
Andere Bands würden für solch tolle Songs wie «Bigger Boys And Stolen Sweethearts» oder «Leave Before The Lights Go On» über Leichen gehen.
Die Arctic Monkeys hingegen konnten es sich leisten, diese Songs als B-Seiten oder auf EPs rauszuhauen.
Zeitlos? Nein. Dafür ein tolles Zeitdokument
Ist «Whatever People Say I Am, That's What I'm Not» ein zeitloses Album? Nein. Dafür klingt das Album zu fest nach 2006. Allerdings ist das Album ein fantastisches Britrock-Dokument, welches an exakt jenen Zeitpunkt erinnert, als es für einen kurzen Moment so aussah, als ob «Indie» bald die ganze Welt übernehmen wird.
Und allen Suppenhaaren zum Trotz: Die vier Jungs waren 19 (!) fucking Jahre alt, als sie dieses Album aufgenommen haben. Etwas Nachsicht für die Jugend, bitte!
Die Zukunft ist rosig
10 Jahre und 4 Studioalben später können die Arctic Monkeys eine beeindruckende Zwischenbilanz ziehen. Nicht nur, dass die Band den anfänglichen Hype längst bestätigen konnten - mit ihrem neusten Album «AM» (2013) konnten sie in den USA die Verkaufszahlen ihres Debütalbums sogar noch überholen.
Die Arctic Monkeys sind mittlerweile eine der grössten kontemporären Rockbands und headlinen auf der ganzen Welt Festivals. Und das dürfte auch in den nächsten Jahren noch exakt so weitergehen.
Ausserdem ist die Band der schönste Beweis dafür, wie man auf ein mit Lob überschüttetes Debütalbum eine noch erfolgreichere Karriere bauen kann. Dafür gebührt ihnen der grösste Respekt.