Seit knapp 10 Jahren befinden wir uns im Zeitalter von «zu viel Informationen». Wir taumeln, nach Luft japsend, irgendwo in einer multimedialen Flutwelle herum und grabschen blind um uns.
So gäbe es - wenn man denn suchen würde - über JEDEN Künstler der Welt nicht nur die Biografie zu finden, sondern gibt's auf Twitter auch noch die nötigen Infos darüber, was er gestern zum Frühstück hatte. Zusätzlich findet man auf Instagram die Bilder seiner letzten fünf Dates. Nicht so bei Allan Rayman.
Über diesen Interview-Verweigerer wissen wir nur ganz wenig
Allan Rayman ist mein Lieblingskünstler des Jahres. Enigmatisch und ein störrischer Interview-Verweigerer.
Es gibt nur wenig, was man über ihn weiss: Er ist jung, das wissen wir. Nur: wie jung genau? Das wissen wir eben nicht. Sonst so: Er glaubt ans Schicksal, aber Musik ist seine Berufung. Er fürchtet die Liebe wie ein Normalsterblicher den Tod. Er kommt aus Toronto. Das war's dann auch schon.
Dieser Promo- und Informationsmangel ist übrigens auch der Grund dafür, warum ich seine EP «Hotel Allan» erst im späten September entdeckte, obwohl sie bereits im März erschienen ist.
Ein Vollblutkünstler mit Suchtpotential
Nur: Braucht es überhaupt mehr? Nein. Denn seine Musik, die sich irgendwo zwischen Electro-Soul und Pop mit Hip Hop-Ästhetik befindet, ist einfach f****** gut.
Nackenhaar-aufstellende Stimme, kryptische Texte und verwirrende, theatralische Videos in denen Allan von Frauen in Fuchsmasken verfolgt wird. Für mich der Fund des Jahres. Ein Vollblutkünstler, der im Spieltrieb wankt und dabei einen Song nach dem anderen raus haut, die ich obsessiv und suchtgefährdet im Übermass konsumiere.