Leon Bridges ist 26 Jahre alt. Wer sich durch sein Debütalbum «Coming Home» hört, bekommt den Eindruck, dass der junge Texaner ein Zeitreisender sein muss. Schliesslich klingt sein Soul-Album so unglaublich retro, dass man es hier auch geradeso gut mit einem verlorengeglaubten Klassiker aus den frühen 1960er zu tun haben könnte.
Im Interview verrät uns Bridges, wie fest er mit seiner Retroplatte Menschen von früher berühren konnte - und welche zeigenössische Musik er mag:
Sein Debütalbum hat dermassen Eindruck hinterlassen, dass er sogar von älteren Menschen auf der Strasse darauf angesprochen wird
Leon Bridges: «Es gibt einige Skeptiker da draussen, die finden, dass Soulmusik, wie ich sie mache, in die Vergangenheit gehöre.
Von Menschen, die während der Hochphase von Soulmusik bereits gelebt haben, bekomme ich jedoch ständig Komplimente. Erst vor Kurzem hat mich zum Beispiel eine Frau auf der Strasse angesprochen und sich bei mir bedankt, dass ich den Soul zurückbringe.»
Auch wenn Leon Bridges in erster Linie Musik macht, die nach Vergangenheit klingt - er hat trotzdem ein offenes Ohr für neue Musik: Er liebt Kendrick Lamar...
Bridges: «Irgendwie scheint es so, als ob ein Grossteil der aktuellen Mainstream-Musik für den Moment produziert wird und nicht auf Langlebigkeit ausgerichtet ist. Ich mag es aber lieber, wenn Musik Fleisch am Knochen hat.
Darum fühle ich mich auch vor allem mit jenen Künstlern verbunden, die ihr Ding ohne Rücksicht auf andere durchziehen. Ich mag James Bay, ich mag Miguel, ich liebe Kendrick Lamar!»
...und auch Usher und R. Kelly gehören zu seinen Favoriten
Bridges: ««U Got It Bad» von Usher und «When a Woman's Fed Up» von R. Kelly gehören zu meinen absoluten Lieblingssongs.»
Sein Album hat er komplett in Eigenregie aufgenommen. Sein Label durfte sich nicht einmischen.
Zum ersten Mal auf Leon Bridges aufmerksam geworden, ist die Musikwelt Im Sommer 2014 dank einer wunderbaren Demoversion von «Coming Home», die Bridges ins Internet geladen hat.
Die Version, die knapp ein Jahr später auf seinem Album gelandet ist, klingt fast identisch. Das hat seine Gründe:
Bridges: «Meine Freunde und ich haben mein Album in meiner Heimatstadt Fort Worth aufgenommen, als noch überhaupt kein Interesse seitens Labels und der Musikindustrie bestand. Als wir dann von unserem Label Columbia gesignt wurden, haben wir ihnen einfach die fertigen Aufnahmen dieser Sessions vorgelegt - und sie hatten absolut nichts daran auszusetzen.»
Im Oktober kommen neue Songs
Bridges: «Wenn ich auf Tour bin, bin ich in der Regel ziemlich beschäftigt. Trotzdem finde ich immer mal wieder Zeit, um neue Songs zu schreiben.
Als wir an meinem Debütalbum gearbeitet haben, haben wir ungefähr 20 Songs aufgenommen, aber nur 10 auf die Platte gepackt. Im Oktober werden wir ein paar der Songs veröffentlichen, die es nicht aufs Album geschafft haben.»