Aus heutiger Sicht ist es kaum mehr vorstellbar: Aber es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der sich elektronische Musik und Indie-Pop etwa so gut miteinander verstanden haben wie Taylor Swift und Kanye West.
Irgendwann um die Jahrtausendwende haben sich diese beiden Genres dann doch noch miteinander angefreundet. Mittendrin in dieser ersten «Indietronica»-Welle: Barbara Morgenstern.
Die deutsche Musikerin baute mit am Fundament, auf welchem Künstler wie The Postal Service oder CHVRCHES einige Jahre später ganze Schlösser erbauen durften.
Pop trotz Techno
Techno-Grössen wie Pole oder Thomas Fehlmann produzierten schon Tracks und ganze Alben für Barbara Morgenstern. So grenzt es eigentlich an ein halbes Wunder, dass Morgenstern nie ein reines Technoalbum aufgenommen hat. (Ist ja eigentlich fast so, als ob man ständig mit Roger Federer und Stan Wawrinka abhängt, aber trotzdem keine Lust darauf hat, Tennis zu spielen...)
Trotz vielerlei Kollaboratoren aus der Welt der elektronischen Musik, sorgte Morgenstern aber stets dafür, dass ihre Songs schlussendlich immer durch und durch Popsongs sind - und dabei in erster Linie nach «Barbara Morgenstern» klingen.
Chorleitung, Theatermusik, interkontinentale Alben...
Barbara Morgensterns Schaffen liesse sich wohl am besten mit dem Wort «rastlos» umschreiben. Von Album zu Album lässt sie keinen Stein auf dem anderen, ändert Instrumente, Umfeld oder Produktionsmethode. Und dazwischen bleibt sie ebenfalls nicht untätig: Chorleitung am «Haus der Kulturen der Welt» in Berlin... Musik für ein Theaterstück am Staatstheater Stuttgart... Wie gesagt: «rastlos».
Auch für ihr neustes Album mischelte Morgenstern den Kartenstapel wieder gehörig durch. Auf «Doppelstern» liess sie ihre Vitamin-B-Muskeln spielen und arbeitete auf jedem der 11 Tracks mit einem anderen Künstler zusammen. Auf der illustren «Doppelstern»-Gästeliste: Electro-Punker T.Raumschmiere, Pianist Hauschka oder Minimal House-Gott Justus Köhncke.
«Doppelstern» ist ein äusserst gelungenes, interkontinental entstandenes Album, mit welchem Barbara Morgenstern momentan ausgewählte Liveauftritte spielt. Auf dem poppigsten und wohl besten Stück des Albums, «Übermorgen», singt sie: «Wir kennen uns noch nicht, aber ich weiss, dass es dich gibt». Fast schon könnte man meinen, dass die Musikerin da über ihre zukünftigen Karriereschritte singt...