Meistens kann Sandy über den Anfeindungen stehen, die sie in ihrem Alltag zu spüren bekommt. «Ich muss es halt hinnehmen, wie es ist. Natürlich macht es mich wütend, aber abgesehen davon, dass ich den Leuten ihr Verhalten vor Augen zu führen versuche, kann ich ja nichts ändern.» Einige Geschichten gehen ihr aber doch sehr nahe – und die trägt sie dann lange mit sich herum. Hier sind einige davon.
Die Krux mit den Gesetzeshütern
In vielen dieser Geschichten spielen unsere Freunde und Helfer in Blau eine wichtige Rolle. «Ich glaube, Polizisten gehen häufig davon aus, dass eine Person mit meinem Aussehen zwingend auch Drogen nimmt oder sonst irgendwie asozial drauf ist», erzählt Sandy.
Kürzlich sei ihr zum Beispiel eine blonde und unschuldig aussehende (sprich: untätowierte) junge Dame vorne in ihr neues Auto gerumst – und danach einfach weitergefahren. «Ich habe natürlich die Polizei gerufen. Leider ging der Polizist, als er dann endlich kam, aber automatisch davon aus, dass ich den Auffahrunfall verursacht hätte. Er liess sich nur sehr schwer vom Gegenteil überzeugen».
Ein anderes Mal leistete Sandy erste Hilfe bei einem Unfallopfer – und hörte danach zwei an der Unfallstelle anwesende Polizisten darüber diskutieren, ob sie nicht vielleicht überprüfen sollten, ob das Unfallopfer sein Portemonnaie noch habe. «So etwas macht mich schon sehr wütend», erzählt Sandy.
Das «A.C.A.B.»-Tattoo, das sie auf dem Mittelfinger ihrer linken Hand trägt (siehe Bildergalerie), steht trotz dieser negativen Erfahrungen übrigens nicht für «All Cops Are Bastards» sondern für «All Colors Are Beautiful».
Am HB in Zürich ist mir eine Frau schreiend hinterhergerannt und hat laut: ‹Verbränned d’Häx› geschrien.
Es ist aber keineswegs so, dass Sandy nur mit Polizisten schlechte Erfahrungen machen würde. Auch mit «ganz normalen» Menschen hat sie schon das eine oder andere skurrile Szenario erlebt. «Einmal ist mir in der Halle am Hauptbahnhof in Zürich eine Frau schreiend hinterhergerannt und hat laut: ‹Verbränned d’Häx› geschrien.»
Pinke Haare, Ende gut
Dass Sandy trotz dieser Erlebnisse ein fröhlicher, ausgeglichener Mensch ist, hat mit ihrem gesunden Selbstvertrauen zu tun – und mit der Tatsache, dass sie manchmal auch sehr schöne Momente aufgrund ihres Aussehens erlebt.
Ihre Hochzeit in Südafrika sei zum Beispiel eine tolle Erfahrung gewesen – nicht nur wegen der Sache an sich, sondern auch, weil sie in der kurzen Zeit in Südafrika mehr Komplimente bekommen habe als in ihrem ganzen Leben in der Schweiz zuvor. Und: kleine Kinder würden in der Regel sehr positiv auf sie reagieren.
«Kürzlich, als ich noch pinke Haare hatte, bin ich beim Einkaufen in einen Lift eingestiegen, in dem schon ein kleines Mädchen und ihre Mutter standen. Kaum hat mich das Mädchen gesehen, schrie es auch schon: ‹Mami, Mami, du häsch gseit mer cha kei pinki Haar ha. Aber LUEG, d Frau hät pinki Haar! Ich will das au!› Solche Momente machen mich schon sehr glücklich.»