Jenni hat sich weder durch Drogen noch durch sexuellen Kontakt mit HIV infiziert. Sie hat das Virus bei ihrer Geburt von ihrer Mutter bekommen. «Bei ihr ist es durch die Schwangerschaft dann auch ausgebrochen, sie bekam also AIDS», erzählt sie. «Und daran ist sie dann auch gestorben als ich vier war. Manchmal frage ich mich natürlich, ob ich die Schuld an ihrem Tod trage. Aber ich weiss, dass jede Mutter für ihr Kind sterben würde. Das tröstet mich».
Manchmal fragt sich Jenni aber auch, ob sie nicht vielleicht wütend sein sollte auf ihre Mutter, weil sie von ihr mit dem HI-Virus angesteckt wurde. Das mache aber wenig Sinn:
«Ich bin Jenni. Ich habe HIV. Das ist ein Teil von mir und kein Grund, wütend zu sein. Hätte ich das Virus nicht, wäre ich vielleicht eine Andere.»
Niemand sollte sich vor HIV-Infizierten fürchten
Ihr selber wurde von den Ärzten ebenfalls nur eine Lebenserwartung von ein paar wenigen Jahren prognostiziert. Heute ist Jenni 24 und widmed die geschenkte Zeit unter anderem dem Abbau von Vorurteilen gegenüber HIV-Betroffenen:
«Ich setze mich für HIV Positive ein, indem ich mich zum Beispiel vor die ‹True Talk›-Kamera setze. Es gibt in der Schweiz immer noch so viele Betroffene, die sich nicht outen. Sie haben Angst vor negativen Reaktionen im Berufsalltag, in ihrem sozialen Umfeld oder sogar im Familienkreis. Das finde ich traurig. Nach so vielen Jahren Forschung und Aufklärung sollte niemand mehr Angst haben müssen vor Diskriminierung – und es sollte sich auch niemand mehr vor HIV fürchten. Dafür kämpfe ich.»