Pro Minute, die du fürs Lesen von diesem Artikel brauchst, wird etwa ein Lastwagen Müll im Meer landen. Ganze Inseln drohen im Abseits der globalen Aufmerksamkeit wortwörtlich im Müll unterzugehen und selbst die Tiefsee der Arktis ist mittlerweile nicht von Abfall verschont. Pro Jahr sind es um die neun Millionen Tonnen Abfall, der in unsere Weltmeere gerät. Davon sind 60%-90% Plastikabfall.
«Plastik ist an sich nicht schlecht. Durch die flexible Formbarkeit ist es sogar ein sehr wertvolles Material. Nur ist unser Umgang damit verschwenderisch», sagt Dr. Silvia Frey. Sie ist Umweltwissenschaftlerin und arbeitet als Leiterin Wissenschaft und Bildung bei «Ocean Care». Einer Schweizer Organisation, die sich für den Schutz der Meere engagiert. «Das Problem ist, dass wir plötzlich angefangen haben alles aus Plastik zu produzieren. Das ist eine absolute Ressourcenverschwendung und nicht nachhaltig.»
Plastikmüll im Meer: Eines unserer grössten Umweltprobleme
Laut Dr. Frey seien wir schon soweit, dass vor allem in Asien an vielen Orten der Plastikmüll sich ganz offensichtlich am Strand anhäufe und im offenen Meer herumtreibe. Plastik ist Kunststoff und wie aus dem Namen schon herauszulesen ist: nicht biologisch abbaubar. So zersetzt sich das Material mit der Zeit in immer kleinere Partikel, welche Jahrhunderte in der Umwelt bleiben. «Gerade Einwegplastik ist ein grosses Problem. Man nutzt ihn etwa 20 Minuten und dann landet er im Müll.»
Das Problem mit dem Mikroplastik
Plastik gefährdet unsere Meerestiere und auch uns selbst. Alles, was unter fünf Millimeter gross ist, gilt als Mikroplastik und wird von Meerestieren mit Nahrung verwechselt. Schildkröten, Wale, Fische und Seevögel verenden zu Tausenden jährlich an den Plastikabfällen. Je kleiner die Partikel sind, desto mehr Tiere können sie aufnehmen. Schlussendlich landet dieser wiederum bei uns in Form von Essen auf dem Teller. Wie sich das genau auf unsere Körper auswirkt, ist jedoch noch nicht genau erforscht.
Auch die Schweiz ist mitverantwortlich
Wer jetzt jedoch meint, dass wir damit nur wenig zu tun haben, der irrt sich. Auch wenn die Schweiz ein Binnenland ist, tragen wir ebenfalls einen Teil zur globalen Meeresverschmutzung bei und auch unsere Gewässer enthalten Mikroplastik. «In allen Schweizer Gewässern ist Mikroplastik vorzufinden. Selbst in unseren Bergseen.
Sogar unsere Bergseen enthalten mittlerweile Mikroplastik.
Gerade in vielen Kosmetikartikeln und durch neue synthetische Materialien in unserer Kleidung gelangen Plastikpartikel durch Waschmaschinen und Lavabos ins Abwasser. «Es ist bekannt, dass unsere Kläranlagen maximal 93 % herauszufiltern schaffen. So gelangt Plastik in unsere Flüsse und mündet schlussendlich ins Meer.»
Einfache Tipps von Dr. Frey, wie du ganz unkompliziert deinen Plastikkonsum reduzieren kannst:
- Auch wenn Röhrchen im Drink fancy aussehen: Verzichte der Natur zuliebe darauf. Denn die Strohhalme landen haufenweise im Müll und sind sehr oft an den Stränden und in der Natur vorzufinden.
- Viele Kosmetikprodukte, wie Peelings oder Duschgels, enthalten kleine Plastikkügelchen. Wenn wir uns damit Waschen, gelingt der Mikroplastik durchs Lavabo oder Bad in unsere Gewässer. Versuche, auf natürliche Produkte umzusteigen.
- Viele Lebensmittel sind unnötigerweise zusätzlich in Plastik verpackt. Meide diese und versuche unverpackte Lebensmittel zu konsumieren.
- Achte dich genauer beim Einkaufen: «Viele verwenden offensichtliche Plastikware wie Plastiksäcke. Diese werden zuhause gleich wieder weggeworfen. Das ist eben auch Plastik und kann mit Mehrwegbeuteln ganz einfach umgangen werden.»
- In der Schweiz haben wir das grosse Glück überall aus der Leitung trinkbares Wasser beziehen zu können. So kannst du mit einer Glasflasche oder einer Alu-Trinkflasche überall umsonst Wasser nachfüllen, sparst Geld und verschwendest nicht unnötig PET.
- Vor allem Sportkleider, aber auch andere Bekleidung, enthalten heutzutage Kunststofffasern. Diese lösen sich in der Waschmaschine von den Textilien und gelangen dadurch in unsere Flüsse. Verhindern kannst du das mit speziellen Waschbeuteln, in die du deine Kleider zum Waschen hineinlegst.
- Wenn schon Plastik, dann Mehrwegplastik. «Dieser hat wenigstens eine längere Verwendungsphase.»
Schlussendlich gibt es nicht nur eine Lösung für das Problem. «Die Verpackungsindustrie muss komplett umdenken und auch wir können durch unser Verhalten anderen Ländern als Beispiel dienen. Es sind ganz viele verschiedene mögliche Schritte, welche aber zum selben Ziel führen sollten: Dass wir in Zukunft weniger Plastik brauchen.»
Wenn du mehr über Meeresverschmutzung und ihre Folgen erfahren möchtest empfehlen wir dir dich auf folgenden Seiten zu informieren: Hier, hier oder auch hier.