Im internationalen Vergleich werden in der Schweiz eher wenig Abtreibungen durchgeführt. Die Zahl nimmt aber seit Kurzem wieder zu: 10'457 Schwangerschaftsabbrüche wurden in der Schweiz im letzten Jahr laut dem Bundesamt für Statistik vorgenommen – drei Prozent mehr als im Vorjahr. Bei jungen Frauen zwischen 15 und 19 Jahren nahm die Rate allerdings zwischen 2007 kontinuierlich ab und bleibt seit 2015 konstant auf niedrigem Niveau.
Das Recht auf Abtreibungen gehört zu den grössten Errungenschaften der Frauenbewegungen rund um den Globus. In den Ländern, in denen Schwangerschaftsabbrüche legal sind, regt sich aber seit einigen Jahren erneut Widerstand von konservativer und christlicher Seite.
Der «Marsch fürs Läbe»: Wo sich Abtreibungsgegner*innen treffen
Aufwind erhalten Abtreibungsgegnerinnen und -gegner vor allem in christlich geprägten Ländern wie Polen oder Irland – aber auch in der Schweiz. Hier gilt seit 2002 die Fristenregelung: Bis zur 12. Schwangerschaftswoche darf legal abgetrieben werden. Am so genannten «Marsch fürs Läbe» demonstrieren Gegnerinnen und Gegner von Abtreibungen, dieses Jahr fand die Demo im September im linksgeprägten Zürich statt, Gegendemo inklusive.
Das Recht auf Leben beginnt schon im Mutterleib, Abtreibungen werden zu leichtfertig vorgenommen, sagen die einen. Der Körper einer Frau gehört ihr allein, darum ist sie die Einzige, die darüber entscheiden darf, finden die anderen. Warum gehen Menschen auf die Strasse, um gegen Abtreibungen zu demonstrieren? Was macht es mit einer Frau, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen? Und warum ist das Thema noch immer ein gesellschaftliches Tabu? In unserem neuen Format «Unzipped» gehen wir genau solchen Fragen auf den Grund.
Host Lena Oppong begleitet Joyce an den «Marsch fürs Läbe» und versucht, die Einstellungen der Teilnehmenden nachzuvollziehen. Für Joyce ist klar: Frauen werden fast zu Abtreibungen gedrängt, die Möglichkeit, das Kind zu behalten, wird aus ihrer Sicht in Beratungsstellen viel zu wenig besprochen. Lena spricht aber auch mit einer Frau, die anonym bleiben möchte: Ihre Abtreibung ist erst knapp ein Jahr her, sie erzählt, warum sie sich für den Abbruch entschieden hat. Und Elisabeth Bammatter von der Beratungsstelle für Schwangerschafts- und Beziehungsfragen in Binningen erklärt, warum der Vorwurf, Frauen würden leichtfertig abtreiben, haltlos und frauenverachtend ist.