Ende 2019 erhielt Timo Grossenbacher von SRF Data nach langer Nachfrage und einem gerichtlichen Entscheid die Auflistung der bewilligten Exporte von Überwachungsgütern seit 2014 vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Das Neue und Interessante an dieser Liste ist, dass erstmals auch die Firmennamen aufgeführt werden - ein Grund für Timo und Lena, sich für «Unzipped» in die Tiefen dieser Branche zu graben.
Es bleibt ein Restrisiko
Die Schweiz erlaubt den Export dieser sogenannten Dual-Use-Güter nicht ohne Weiteres, da es sich hierbei nicht einfach um Videokameras handelt, sondern um Geräte, die etwa den Kommunikationsverkehr in einem grossen Umkreis unterbrechen oder lesen können. Da bei diesem Material also Potenzial besteht, dass es auch missbräuchlich und repressiv eingesetzt wird, muss jedes einzelne Geschäft vom Seco bewilligt werden. Die zuständige Stelle erklärt zwar, dass für jedes Gesuch auch eine Verbleibserklärung mit der Auflage der nicht repressiven Verwendung eingereicht werden müsse, schreibt aber dennoch: «Ein Restrisiko einer missbräuchlichen Verwendung kann bei allen bewilligungspflichtigen Gütern nie ganz ausgeschlossen werden.»
Verfolgung staatskritischer Aktivist*innen
Ein Blick auf die Liste der Exporte seit 2014 zeigt: Bewilligt werden unter anderem Exporte nach Pakistan, Indonesien, Vietnam, die Philippinen oder die Türkei – aus welchen bekannt ist, dass staatskritisch berichtende Journalist*innen oder Aktivist*innen überwacht und verfolgt werden können.
Dies bestätigt Christian Mihr von Reporter ohne Grenzen Deutschland: «Wir wissen von behördlicher Überwachung von Journalist*innen in Vietnam», sagt er im Interview. Im kommunistisch geprägten Land unterliege auch der Journalismus der staatlichen Kontrolle. Und aus Pakistan erzählen kontaktierte staatskritische Aktivist*innen von Massenüberwachung und Repression, die es ihnen verunmögliche, mit ihrer Geschichte vor die Kamera zu stehen.
Mit der Hilfe von SRF-Redaktor Balz Oertli führt die Recherche Timo und Lena über Airforce Stationen, zu pakistanischen Militärs und Telekommunikationsfirmen, die sich am Bau maximal überwachter Städte beteiligen.