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Zum Frauenstreik am 14. Juni Zweifel am Frauenstreik: «Was bringt's?»

Es geht um Lohn, Zeit und Respekt. Der nationale Frauenstreik vom 14. Juni kämpft für Gleichberechtigung – aber deswegen machen noch lange nicht alle Frauen mit. Wir haben gefragt warum, als Antwort kam die Gegenfrage: «Was bringt’s?» Diese Frage geben wir an eine Politologin weiter.

Am 14. Juni findet der nationale Frauenstreik statt. Die Anliegen sind divers: Es geht um Lohngleichheit, sexuelle Gewalt, um die Aufwertung von Teilzeitarbeit. Kurz, es geht um Gleichberechtigung. Doch nicht alle Frauen glauben daran, dass ein solcher Streik wirklich etwas bewirken kann. Politologin Sarah Bütikofer liefert den Zweifelnden unter uns Antworten. Und auch ein paar Abers.

Sarah Bütikofer

Politologin

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Sarah Bütikofer ist promovierte Politikwissenschaftlerin und arbeitet an der Universität Zürich als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Schweizer Politik, zum Thema «Frauen und Politik» hat sie mehrere Beiträge veröffentlicht.

«Nach dem Frauenstreik wird’s eh weitergehen wie davor.»

Erwarten, dass am nächsten Tag bereits die unbezahlte Betreuungsarbeit der Kinder entschädigt wird, kann man nicht. Aber :

All die Themen, Zahlen und Fakten rund um die heutige Situation der Frauen prägen sich ein, verankern sich in den Köpfen und können im politischen Prozess durchaus etwas bewirken.
Autor: Sarah Bütikofer Politologin

«Es wird viel geredet und schlussendlich wird doch nicht’s gemacht.»

Die Politik in der Schweiz ist keine Rakete. Es sind eher lange Wege der Kompromissfindung. Sarah Bütikofer versteht deshalb den Unmut der Frauen:

Frauen mussten in der Vergangenheit bereits viel Geduld beweisen. Die Umsetzung des Gleichstellungsartikels hat gedauert.
Autor: Sarah Bütikofer Politologin

Die Schweizer Verfassung garantiert Frauen gerade mal seit 1981 die gleichen Rechte wie Männern. Das Gleichstellungsgesetz trat aber erst 1996 in Kraft. Trotzdem gibt es noch immer strukturelle Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern.

«Hat denn der Frauenstreik 1991 etwas gebracht?»

Der Gleichstellungsartikel wurde nach dem Frauenstreik umgesetzt. Allgemein geht es aber nur langsam und schrittweise vorwärts. Frauen können zum Beispiel erst seit 2002 straffrei innerhalb einer gewissen Frist abtreiben und 2004 wurde die Mutterschaftsversicherung vom Stimmvolk angenommen. Aber :

Ob das alles auch zustande gekommen wäre ohne den Frauenstreik, kann man im Nachhinein nicht mit Sicherheit sagen.
Autor: Sarah Bütikofer Politologin

Damit diese Themen mehrheitsfähig werden konnten, hat es einen gesellschaftlichen Diskurs gebraucht. Der Frauenstreik hat diesen Diskurs sicherlich gefördert.

Frauenstreik 1991

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Info-Box zum Frauenstreik 1991
Legende: Keystone

Am 14. Juni 1991 fand in der Schweiz der erste nationale Frauenstreik statt. Die Frauen forderten die Umsetzung des Gleichstellungsartikels, der bereits seit 1981 in der Verfassung stand. Dieser Gleichstellungsartikel beinhaltet unter anderem, dass Frauen Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit erhalten sollen und dieses Recht einklagen können. Als zehn Jahre später der Gleichstellungsartikel noch immer nicht umgesetzt war, wurde zum Frauenstreik aufgerufen. Rund eine halbe Million Frauen beteiligten sich und forderten, dass der Verfassungsartikel endlich auf gesetzlicher Ebene wirkungsvoll umgesetzt werden muss.

«Und jetzt, ganz konkret, bringt’s der Frauenstreik?»

Ja. Ohne aber. Der Frauenstreik will aufrütteln, zu Diskussionen anregen und auf lange Frist hinaus Veränderungen anstreben. Und diese Diskussionen, die mediale Aufmerksamkeit – das hat der Frauenstreik bereits geschafft. Schon vor dem 14. Juni.

…ich muss trotzdem nochmal… Aber:

Was nach dem 14. Juni passiert, kann man nicht im Voraus sagen.
Autor: Sarah Bütikofer Politologin

Können wir auch nicht. Trotzdem, ein Versuch ist’s wert. Oder nicht?

Was denkst du darüber? Nimmst du am Frauenstreik teil? Oder gehörst du zu den Zweifelnden, gar Resignierten? Sag uns deine Meinung – hier in den Kommentaren oder via Whatsapp auf 079 909 13 33. Wir sind gespannt!

Übrigens: noch mehr Fragen und Antworten zum Frauenstreik findest du ganz oben im Audio. Viel Spass beim Reinhören!

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