Wird China eine Weltmacht?
Wir sehen, wie sich all diese sogennannten Supermächte bei China anbiedern, um wirtschaftliche Deals mit China zu machen. Das alte Konzept der Menschenrechte wird schon gar nicht mehr erwähnt, der Westen verteidigt diese Werte nicht mehr gegenüber China. Es gibt einen «Honeymoon» und man macht Deals miteinander. Das ist kurzsichtig vom Westen und ein Schritt rückwärts auf so vielen Ebenen. Es gibt einen kurzfristigen Gewinn und einen klaren Verlust in der globalen Entwicklung. Ich glaube, China ist extrem glücklich darüber, dass die Ideologie des Westens durchgeschüttelt wurde.
Was denken die Chinesen über die Schweiz?
Die Chinesen denken, dass die Schweiz ein Modell ist, das niemand übertreffen kann. Die Schweiz ist hoch angesehen in China. Die Schweiz hat auch eine sehr lang andauernde Beziehung zu China.
Hat das «Chinesische Zeitalter» bereits begonnen?
China wird eine riesige Rolle spielen in den nächsten Jahren. Doch es fehlt den Chinesen an essentiellen Werten, die eine Gesellschaft benötigt. Das Recht zu wählen, ein unabhängiges Rechtssystem, Meinungsfreiheit, individuelle Rechte - all diese Qualitäten existieren einfach schlicht nicht in der grössten Nation der Welt.
Wird das die Welt beeinflussen, jetzt, wo sich das Kräfteverhältnis verschiebt?
Auf jeden Fall. China wird ein globaler Hauptakteur, also wird auch die chinesische Ideologie grossen Einfluss haben. Pragmatisch sein, alles tun, was nötig ist für den eigenen Vorteil und nicht über Moral, Ästhetik und philosophische Ideen reden. Diese Ideologie wird die Form unserer Gesellschaft und unsere Zukunft beeinflussen.
Das hört sich nach einer unheimlichen Zukunft an?
Das ist eine unheimliche Zukunft. Aber die meisten Menschen sind sich dessen nicht bewusst.