Ein Denkmal, welches in Morgarten ZG steht, erinnert noch heute an die Schlacht am Morgarten 1315. Doch dessen Platzierung führte im frühen 20. Jahrhundert zu einem Streit zwischen Schwyz und Zug: Unklarheiten über den genauen Ort des kriegerischen Geschehens führten zu heftigen Diskussionen. Auch bleiben viele Fragen bezüglich der Truppenstärke auf beiden Seiten und die Zahl der Gefallenen offen. Wie, aus welchem Grund und ob sich die Schlacht am Morgarten zugetragen hat, bleibt im Bereich der Vermutungen. Dennoch ist die Schlacht fest ins Inventar der schweizerischen Mythen eingegangen.
Bauern gegen Ritter
Der Sage nach soll sich die Schlacht am Morgarten folgendermassen zugetragen haben:
Herzog Leopold von Habsburg beschliesst, die drei freiheitssüchtigen Länder Uri, Schwyz und Unterwalden mit einem grossen Heer ein für alle Mal seiner Herrschaft zu unterwerfen: Der Bund, den die Waldstätten zuvor geschlossen hatten, geht ihm zu weit. Sein Ziel ist es von verschiedenen Seiten her in Schwyz einzurücken, mit dem Hauptheer aber aber durch das Ägerital einzufallen. Diese Vorgehensweise soll die Schwyzer überraschen und ihm so einen leichten Sieg bescheren. Unterdessen hat man im Ägerital bereits vom Auszug eines Heeres gehört: Sturmglocken läuten und die Schwyzer bringen ihre Frauen und Kinder in Sicherheit. Alsbald eilen ihnen die verbündeten Länder Uri und Unterwalden zu Hilfe. Gemeinsam beziehen die Verbündeten, nichts ahnend von den Plänen Leopolds, Stellung bei Arth am Zugersee.
Hier wären sie geblieben, hätte Heinrich von Hünenberg, ein Ritter und Freund der Schwyzer, sie nicht gewarnt: Heimlich schleicht er sich in die Nähe der Eidgenossen und schiesst einen Pfeil in deren Lager. Daran ist eine Botschaft befestigt.«Hütet euch auf St. Othmars am Morgarten!» Nach kurzer Beratung brechen die Eidgenossen auf und legen sich, angeführt von Landammann Werner Stauffacher, in den Waldhängen am Engpass bei Morgarten auf die Lauer.
Derweil rückt das Heer Leopolds langsam vorwärts. Als die Truppen des Habsburgers am frühen Morgen die steilen Halden oberhalb des Ägerisees bei Morgarten passieren, donnern plötzlich Steinblöcke und Baumstämme den Abhang hinunter. Ein heilloses Durcheinander bricht aus, Pferde fallen, bäumen sich auf, Ritter schreien. Nur einige wenige bewahren Ruhe. Sie bemerken, dass lediglich eine Handvoll Männer am Waldrand auf der Anhöhe unablässig Steine und Stämme auf sie herabwälzt. Wutentbrannt wollen sie sich an dem kleinen Trupp rächen, als Verstärkung der Bündnisbrüder naht. Die Kämpfer von Uri, Schwyz und Unterwalden greifen das Heer des Herzogs mit ihren Hellebarden an. Als lebendiger Keil kämpfen sie sich durch die Ritter vor – und plötzlich wenden sich die habsburgischen Truppen zur Flucht. Doch auch dies sollte ihnen nicht gelingen. Viele Reiter stürzen sich in den See und kommen darin um. Herzog Leopold selbst entkommt den Hieben der Eidgenossen mit Müh und Not. Die Hirtenvölker der drei Länder von Uri, Schwyz und Unterwalden knien nach dem errungenen Sieg auf dem Schlachtfeld nieder und danken Gott für den grossen Sieg.
Frei erzählt nach Meinrad Lienert 1914: «Schweizer Sagen und Heldengeschichten», Marix Verlag, Wiesbaden.