Juli 23: Der Wald brennt im Oberwallis. Ich sehe die Bilder wie wir alle am TV. Plötzlich realisiere ich: Vermutlich kenne ich einen Menschen, der gegen dieses Feuer ankämpft!
Für «Mona mittendrin» begleitete ich vor drei Jahren den Forstwart Maik Huber beim Holzen in den steilen Hängen. Der Wald, der nun in Flammen steht, liegt in seinem Gebiet.
Mit dem Forstwart im Wald: Gefährlichster Job der Schweiz
Tatsächlich ist Maik mittendrin beim Waldbrand. Forstwart ist laut Suva-Statistik der gefährlichste Beruf der Schweiz. Und er wird nicht weniger gefährlich, wenn man mit der Motorsäge brennende Bäume fällen muss.
Maiks Aufgabe ist es, Glutnester zu löschen. Er leitet ein Team aus Feuerwehrleuten und Flughelfern. Als Forstwart ist er derjenige, der sich auskennt mit den Gefahren des Waldes.
Der Boden war teilweise so heiss, dass die Schuhsohlen der Feuerleute schmolzen.
«Ich war für die Sicherheit der Leute zuständig. Damit alle am Abend wieder gesund nach Hause kommen. Das war meine grösste Sorge», blickt Maik zurück. «Der Boden war teilweise so heiss, dass die Schuhsohlen der Feuerleute schmolzen.» Am Schluss waren 50‘000 Bäume verbrannt, hundert Glutnester gelöscht und null Personen verletzt.
Es wird 50 Jahre dauern, bis die Bäume hier wieder mannshoch sind. Die Arbeit als Forstwart lehrt einen Geduld. Alles geht langsam, im Wald steckt ein Stück Ewigkeit.
Der berührendste Besuch: mit den Frühchen auf der Neonatologie
Ganz anders bei einem anderen Schauplatz von «Mona mittendrin», den ich nie vergessen werde. In der Neonatologie bei den Frühstgeborenen kämpft man erst um Minuten, dann um Stunden und Tage. Es ist der Dreh, der mich am meisten berührt hat.
Die Zwillinge Trim und Yll wogen 500 Gramm, als sie geboren wurden. Vier Monate zu früh. So winzige Menschlein hatte ich noch nie gesehen. Ihre Eltern Besarta und Luan Ramadani lernte ich auf der Neonatologie des Kantonsspital Aarau kennen.
Kurz nach den Dreharbeiten dann die schreckliche Nachricht: Der kleine Yll war an einer Darminfektion verstorben. Auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern zeigten wir den Film dennoch.
Nun – zwei Jahre später – besuche ich den kleinen Trim und seine Familie wieder. Aus dem Frühchen ist ein aufgeweckter Bub geworden, der am liebsten mit seinen beiden älteren Schwestern spielt. «Die Ärzte sind sehr zufrieden mit seinem Gesundheitszustand», sagt Luan. Aber die Familie hat eine harte Zeit hinter sich.
Die ersten sechs Monate seines Lebens verbrachte Trim im Spital. Kaum zu Hause gibt es Komplikationen. Trim kommt wieder ins Spital. Sauerstoffmangel, Entzündungen – ein ums andere Mal muss Trim stationär behandelt werden. Erst seit einem halben Jahr ist Trim stabil.
Besarta und Luan haben so viele Hochs und Tiefs mit Trim erlebt, dass sie sich kaum mehr an alle erinnern. «Ich frage mich heute selbst, wie ich das geschafft habe», sagt Mutter Besarta.
Grossfamilie Ramadani hält trotz allem zusammen
Eine Antwort auf diese Frage erhalte ich, als ich die Wohnung der kosovostämmigen Familie betrete. Sie ist riesig, neun Zimmer insgesamt. Aber es leben auch elf Personen darin.
Luan Familie, sein Bruder mit Frau und Kindern und seine Eltern. «Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre es für uns unmöglich gewesen, das alles zu bewältigen», ist Luan dankbar. Der Zusammenhalt der Grossfamilie ist bewundernswert.
Das Leben neu erlernen: mit der Tetraplegikerin in Nottwil
Immer wieder durfte ich in den 50 Folgen von «Mona mittendrin» Menschen kennenlernen, die mich beeindruckten. Mit Stärke, Durchhaltewillen oder einer positiven Lebenshaltung in schwierigen Zeiten. Das gilt besonders für Melanie Hürlimann, die ich im Paraplegikerzentrum Nottwil zum ersten Mal traf.
In ihrem Leben gab es für Melanie immer nur eine Richtung: vorwärts. Schon mit 23 Jahren führte sie ihren eigenen Reiterhof. 2019 dann ein fataler Sturz vom Pferd. Melanie wurde zur Tetraplegikern, ist vom Hals abwärts gelähmt. Im Paraplegikerzentrum musste sie ihr Leben neu lernen.
Melanie sitzt zwar im Rollstuhl, aber bremsen lässt sie sich nicht davon. In ihren ersten Ferien nach dem Unfall fährt Melanie ans Meer. Ganz allein. Überquert mit dem Elektrorollstuhl sogar den Sandstrand, weil sie die Wellen nicht nur aus der Distanz sehen will. «Ich habe es geschafft!», erzählt sie mir. «Erst nachher bin ich stecken geblieben.»
Ich habe es für mich umgekehrt. Wenn die Leute mir helfen können, ermögliche ich ihnen, etwas Gutes zu tun und sich dadurch vielleicht ein wenig besser zu fühlen.
Um Hilfe zu bitten, damit hat sie keine Mühe mehr. Aber sie ist ungern die Bedürftige. Deshalb wendet Melanie einen kleinen Kniff an: «Ich habe es für mich umgekehrt. Wenn die Leute mir helfen können, ermögliche ich ihnen, etwas Gutes zu tun und sich dadurch vielleicht ein wenig besser zu fühlen.» So dürfte es auch der Person gegangen sein, die ihr aus dem Sand zurück auf die Strasse geholfen hat.
Melanie findet auf einer Dating-App neue Liebe
Melanie versprüht Energie. Oder wie es ihre Freundin Stephanie Sänger ausdrückt: «Ihre Power ist arg beeindruckend. Es gibt nie etwas, wo ich das Gefühl habe, das kriegen wir nicht hin.»
Als Melanies Profil in der Dating-App der Süddeutschen aufploppte – sie war gerade auf dem Weg an die Ostsee – da habe sie sofort gewusst: «Die will ich kennenlernen!» Der Rollstuhl sei für sie nie ein Thema gewesen.
Seit eineinhalb Jahren sind die beiden ein Paar. Vor kurzem ist Stephanie zu Melanie ins Luzerner Seetal gezogen. Zu ihrem Glück fehlt den beiden nur noch eine grössere Wohnung.
Seit dem Unfall leidet Melanie an ständigen Schmerzen. Reiten geht nicht mehr, den Reiterhof musste sie aufgeben. Aber zurückschauen und hadern will sie nicht. «Das bringt niemandem etwas. Weder mir noch meinem Umfeld.»
Bei meinem Besuch bei Melanie und Stephanie im Rahmen der Jubiläumssendung überrasche ich sie mit einem Kuchen. Gebacken von Tanja Grandits, der besten Köchin der Schweiz.
Das Apfelmus-Debakel: mit der Promi-Köchin am Herd
Voller Panik bin ich damals ins «Mittendrin» bei Tanja gestartet. Ich, die am Herd kaum etwas zustande bringt. Es wurden drei faszinierende Tage.
Auch wenn ans Licht kam, dass ich Apfelmus nie selbst mache, sondern in der Dose kaufe. Und das als Thurgauerin. Meine Ausbürgerung aus dem Kanton konnte nur knapp abgewendet werden.
Unser Wiedersehen ist herzlich. Bei der Zubereitung des Apfel-Ingwer-Kuchens überlässt mir Sternenköchin Tanja verdankenswerterweise die einfachen Arbeiten. «Ein Kuchen auf das Leben!» sei es, sagt sie zum Abschied. Wie passend.
Ein grosses Dankeschön an die Menschen, die uns und mir in 50 Sendungen «Mona mittendrin» Einblick gewährt haben in ihr Leben und den Schweizer Alltag in all seinen Facetten.