Sport vereint – und bietet Menschen mit Fluchterfahrung eine wertvolle Möglichkeit, in der Schweiz Fuss zu fassen. Der Verein «Sportegration» zeigt, wie durch Bewegung nicht nur Fitness, sondern auch Gemeinschaft entsteht.
Gemeinsam stark durch Sport
Mehrmals wöchentlich treffen sich Menschen aus unterschiedlichsten Ländern, um gemeinsam zu trainieren. Volleyball, Laufen, Yoga oder Fitnesstraining – die Auswahl bei «Sportegration» ist gross.
Was die Teilnehmenden eint, ist eine gemeinsame Geschichte: Viele haben eine Flucht aus ihrer Heimat hinter sich und suchen in der Schweiz neue Perspektiven. «Am Anfang sind immer alle ein bisschen angespannt, und nach dem Training herrscht einfach eine lockere Atmosphäre», erzählt Trainer Daniel Ammann. «Es entstehen super Gespräche.»
Man wird unterstützt, man hat Freude, man ist gesünder.
Der Verein «Sportegration» bietet aktuell 71 kostenlose Sportkurse in vier Kantonen an. Über 760 Teilnehmende kommen jede Woche, um sich nicht nur körperlich zu betätigen, sondern auch Teil einer Gemeinschaft zu werden.
«Es ist grossartig, dass die Leute nicht allein sind. Man wird unterstützt, man hat Freude, man ist gesünder», sagt Samiullah Tarakhel aus Afghanistan, der durch das Sportangebot neue Kontakte knüpfen konnte.
Niederschwellige Angebote für Integration
Das Besondere an diesem Verein ist die niedrige Zugangshürde. Die Kurse sind kostenlos für geflüchtete Menschen, und auch Sprachbarrieren spielen keine Rolle. Stattdessen stehen Fitness und der Austausch im Vordergrund. «Ich kann auch mit anderen Leuten sprechen und mein Deutsch verbessern», erzählt Viktoriia aus der Ukraine, die regelmässig am Fitnesstraining teilnimmt.
Die Idee entstand 2016 mit einem Fitboxing-Kurs im ehemaligen Silo Löwenbräu in Zürich. Seitdem hat sich «Sportegration» stetig weiterentwickelt – mit Kursen, die mittlerweile in 30 verschiedenen Sportarten angeboten werden. Besonders beliebt ist Fussball, aber auch neue Kurse wie Schwimmen oder Pilates finden regen Zulauf.
Ehrenamt als Herzstück
Hinter dem Erfolg des Vereins stehen rund 200 Freiwillige, die ihre Zeit und ihr Engagement einbringen. Viele von ihnen schätzen nicht nur die sportliche Aktivität, sondern auch die Begegnungen.
«Es ist so cool, wenn sie ihre Power herauslassen können. Man sieht einfach, dass sie viel Energie haben und das sinnvoll einsetzen», erzählt Coachin Linda à Porta, die Volleyball- und Lauftrainings leitet.
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Bild 1 von 4Legende: Samiullah Tarakhel aus Afghanistan nutzt das Angebot von «Sportreragtion» und spielt regelmässig Volleyball. SRF
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Bild 2 von 4Legende: Nebst dem Sportgeist wird auch der soziale Austausch gefördert. SRF
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Bild 3 von 4Legende: Viktoriia Korobka aus der Ukraine erfuhr durch ihre Sozialarbeiterin der Gemeinde vom Angebot von «Sportregration». SRF
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Bild 4 von 4Legende: 30 Sportarten bietet der Verein an, darunter auch ein Fitnesskurs. SRF
Neben den Sportkursen werden auch Schulkurse und ein Patenschaftsprogramm angeboten, bei dem geflüchtete Menschen individuell unterstützt werden. «Wir wollen mehr als nur Sport ermöglichen – wir wollen eine Brücke bauen zwischen Menschen mit und ohne Fluchterfahrung», betont Aybüke Yildirim, Co-Geschäftsleiterin des Vereins.
Herausforderungen und Visionen
Trotz der Erfolge steht «Sportegration» vor Herausforderungen. Die Finanzierung erfolgt grösstenteils durch Spenden und Partnerorganisationen, was langfristige Planungen erschwert.
Zudem fehlen vielerorts passende Trainingsräume. Doch der Verein bleibt optimistisch: Bis 2026 sollen noch mehr Kurse angeboten werden, um die steigende Nachfrage zu decken.
Die Vision bleibt klar: Eine Schweiz, in der Sport nicht nur Bewegung, sondern auch Integration und Gemeinschaft fördert. Und am Schluss eines Trainings kommt es auch mal zu einem Gruppen-Selfie, auf dem nicht selten sieben Nationalitäten gemeinsam in die Kamera lächeln.