Was ist die Wohnschule?
Die Wohnschule ist eigentlich eine Lebensschule. Man lernt hier alles, was man braucht, wenn man selbständig leben will: vom Kochen übers Putzen, über den Umgang mit den Nachbarn und dem Umgang mit sich selbst. Dazu gehören auch Gesundheit, Körperpflege, Sexualität – einfach alles, was man im Lauf des Lebens braucht, um es selbständig meistern zu können.
Welche besondere Anforderung stellen solche Menschen an die Ausbildung?
Wir schauen, wer sitzt vor uns, was braucht diese Person? Was kann sie schon? Entsprechend passen wir dann den Stoff an. Wenn 6 Personen im Unterricht sitzen, kann es gut sein, dass wir 6 verschiedene Programme haben, weil sie sehr unterschiedlich unterwegs sind. Das Wichtigste ist, dass wir sehr praktisch arbeiten. Alles, was wir theoretisch behandeln, setzen wir nachher praktisch um. Die Lektionen sind kurz, nur 1,5 Stunden. Nach der Lektion putzen die Wohnschülerinnen und -schüler zum Beispiel ihr Zimmer, so wie sie es gerade in der Theorie gelernt haben. Je nach kognitivem Stand arbeiten wir auch mit leichter Sprache, das heisst, wir benutzen eine Sprache, die ganz leicht verständlich ist. Oft arbeiten wir auch mit Bildern und Gegenständen, anhand derer wir zeigen, um was es geht.
Ich hatte bei den Dreharbeiten den Eindruck, als müssten die Wohnschülerinnen und -schüler weit mehr auf dem Kasten haben, als der durchschnittliche Jugendliche, der von Zuhause auszieht.
Genau! Das ist bei Menschen mit einer Beeinträchtigung aber grundsätzlich so. Man schaut viel genauer hin, was sie können. Mir kommt es jeweils so vor, als müssten sie gesünder essen, mehr Sport machen. Das Zimmer muss dauernd aufgeräumt werden, alles muss perfekt geputzt sein. Kinder und Jugendliche im gleichen Alter machen das nie so. Aber es schaut halt einfach niemand hin. Es ist für mich immer wieder eindrücklich, was die Wohnschüler alles wissen und können, von dem ich keine Ahnung habe.