Ezmari Nabizadeh, Mohamad Ayubi und Rzea Haidary stammen alle aus dem gleichen afghanischen Dorf Qarabaghi und kennen sich seit früher Kindheit. Alle drei haben sie ihre Heimat verlassen, waren jahrelang auf der Flucht, jeder für sich allein. In der Schweiz haben sie sich wieder gefunden.
Ezmari ist der Älteste, mit heute 26 Jahren. Als er 2012 in der Schweiz eintrifft, spricht er kein Deutsch. Vier Jahre später schliesst er eine zweijährige Attest-Lehre ab. Schneller geht es kaum.
Inzwischen ist er als Holzbearbeiter finanziell unabhängig. Vor kurzem hat er die Aufenthaltsbewilligung B bekommen. Das provisorische Leben als vorläufig Aufgenommer kann er nun hinter sich lassen. Dieses Ziel haben auch Mohamad und Reza vor Augen.
Die Kluft zwischen den beiden Welten der Jungs von Qarabaghi könnte nicht grösser sein. Mit den Herkunftsfamilien stehen die jungen Männer zwar in engem Kontakt – per Telefon und Facebook. Trotzdem sind sie weit von ihren Angehörigen entfernt - nicht nur in Kilometern, auch gemessen an den Gewohnheiten ihres heutigen Lebens in der Schweiz.
Der heute 24 Jahre alte Mohamad Ayubi hat beruflich weniger Glück als Ezmari. Er ist zunächst arbeitslos, absolviert erfolglose Schnupperlehren und versucht, die magere Schulbildung aufzubessern. Mit nur drei Jahren Dorfschule in Qarabaghi hat er wenig mitgebracht. Dennoch gelingt der Start in eine einjährige Vorlehre als Gipser.
Schlechte Nachrichten aus der Heimat machen Mohamad zusätzlich zu schaffen. Sein Vater ist vor kurzem gestorben. Ein Bus ist in einen Schusswechsel geraten, der Fahrer in Panik, ein Unfall – Gewalt, wie sie in Afghanistan zum Alltag gehört. Die Mutter bleibt mit den andern Kindern ohne Perspektive im Dorf. Doch Mohamad, fernab der Heimat, hat wenig Mittel, die Familie in der Not zu unterstützen. Besuche sind nicht möglich. Mit dem Ausweis F darf Mohamad – wie jeder vorläufig Aufgenommene – die Schweiz nicht verlassen.
Reza Haidary ist erst 14 Jahre alt, als er auf einem kleinen überfüllten Boot in Griechenland ankommt. 13 Monate verbringt er dort in einem Gefängnis. In einer Gruppe von fünf Personen erreicht er später Venedig – versteckt in einem Lastwagen auf einer Fähre. Die Polizei schickt alle andern Flüchtlinge zurück, der jugendliche Reza kann bleiben. Da er inzwischen weiss, dass Ezmari und Mohamad in der Schweiz sind, will er da auch hin. Italien lässt ihn ziehen.
Wie Ezmari im Kanton Aargau kommt auch Reza – nach einigen anderen Stationen – in die Obhut einer Schweizer Familie in Uster. In der Nestwärme kann er sich entfalten. Er besucht eine Spezialklasse in der Berufswahlschule und findet eine Attestlehrstelle als Gärtner. In der Zwischenzeit hat er die Abschlussprüfung hinter sich, kennt aber das Resultat noch nicht. Doch niemand aus seinem Umfeld zweifelt an seinem erfolgreichen Abschneiden. Für Herbst 2018 hat er bereits die Zusage für eine 3-jährige Gärtnerlehre.
Die Geschichten von Ezmari, Mohamad Reza strahlen Optimismus aus, dass Integration gelingen kann.