Die siegreiche Sambaschule von «Beija-Flor» wird von einem stadtbekannten «Bicheiro» präsidiert. Die «Bicheros» sind heute mächtige Spieler im weiten Feld der Schattenwirtschaft und Korruption. Um sich den Rückhalt der Bevölkerung zu sichern, unterstützen sie seit Jahren die Sambaschulen, die in den Favelas von Rio de Janeiro entstanden sind. Finanziert wird «Beija-Flor» von Teodoro Obiang, seit 35 Jahren Diktator von Äquatorialguinea.
Nach der Siegesverkündigung hagelte es Kritik in der lokalen Presse. Wie ist es möglich, dass der Regent eines Landes, dessen Bevölkerung mausarm ist, auf diese Art sein Geld verschwendet?
«Petrobras» und der afrikanische Despot
Mit seinen korrupten Verstrickungen wurde der Karneval von Rio zu einem Spiegelbild Brasiliens. Um den Despoten des ölreichen afrikanischen Staates günstig zu stimmen, kamen brasilianische Generalunternehmen für die Kosten der Sambaschule auf. Es sind dies Unternehmen, welche in den «Petrobas»-Skandal verwickelt sind.
Wie sich in einer täglichen Folge von neuen Schreckensmeldungen herausstellt, haben die Unternehmen zusammen mit Politikern und Parteien das staatliche Ölunternehmen Petrobras systematisch abgeschöpft.
Die durch mafiöse Praktiken entstandenen Milliardenverluste treiben Brasilien jetzt in eine schwere wirtschaftliche und politische Krise. Die Hoffnung besteht darin, dass der beginnende juristische Prozess die Bedingungen schafft, um das Land umfassend zu modernisieren.
Die «Viecher» sollen's richten
Bis es soweit ist, suchen die armen Leute ihr Glück weiterhin in der komplexen Magie des illegalen Glücksspiels. Die «Bicheiros» findet der Eingeweihte an jeder Strassenecke, ein Fetzen Papier reicht als Beleg.
Es ist die Eintrittkarte in eine Tierwelt mit ihren symbolischen «Viechern», welche die Zukunft voraussagen sollen – vor allem aber den «Bichero» reich machen.
Wer also nachts zuvor von einer Katze träumte, die auf ihren Rücken fiel, wird deswegen nicht etwa auf die Katze, sondern viel eher auf den Esel setzen. Ist doch eine Katze, die nicht auf allen Vieren landet, ein Esel.
Nicht weniger als der, der denkt, es gehe immer alles mit rechten Dingen zu am Karneval von Rio de Janeiro.
Schweiz finanziert Sambaschule
Die Sambschule «Unidos da Tijuca» entwickelte ein anderes Geschäftsmodell. Organisiert wie eine moderne Firma, sucht sie ihre Sponsoren jeweils in der Wirtschaft. Dieses transparente Geschäftsgebaren überzeugte auch André Regli, den Schweizer Botschafter in Brasilien. Er suchte nach einer Plattform, um die Schweiz im riesigen Land bekannter zu machen.
Der Bund, Tourismus Schweiz und sieben weitere Sponsoren brachten insgesamt zwei Millionen Franken auf, damit die Regisseure dieser riesigen Freiluftoper die Besonderheiten der Schweiz darstellen konnten.
Und so kam es, dasse es schliesslich in der Nacht des Karnevalsmontags im Sambodrom von Rio schneite. Es regnete gar Schokolade und hunderte von Brasilianern traten auf als Bernhardiner, Käseschnitten, Kaffeetassen, Taschenmesser und Farbstifte. Es reichte für den vierten Platz.