Im Februar 2008 überfallen maskierte Männer das Bührle-Museum und tragen vier Gemälde aus dem Haus: Van Gogh, Monet, Degas und einen Cézanne. Das teuerste der Werke, «Der Knabe mit der roten Weste» von Paul Cézanne, wird auf 100 Millionen Euro geschätzt. Es ist der grösste Kunstraub Europas.
Eine Woche nach dem Überfall tauchen die ersten beiden Gemälde, der Monet und der Van Gogh, wieder auf – in einem Auto auf einem Parkplatz ganz in der Nähe des Museums. Das dritte Bild – der Degas – kann via einen Mittelsmann, der Kontakte zur Verbrecherbande hatte, wiederbeschafft werden. Doch «Der Knabe mit der roten Weste» bleibt verschollen.
Verdeckter Einsatz in der Mafia-Szene
Erst jetzt enthüllt SRF die Details, wie verdeckte Ermittler der Zürcher Justiz das Meisterwerk aus Belgrad zurückholen. Die Aktion dauert Jahre und ist filmreif: Zürcher Polizisten geben sich als Porno-Unternehmer aus, auf der Suche nach Drogen, nach Frauen, nach Filmsets. So schleusen sie sich in die serbische Mafia ein.
Die Story funktioniert. Ein verdeckter Polizist trifft sich mit dem Verdächtigen erst geschäftlich in Belgrad, danach sogar privat zu Familienfeiern. Die «Freundschaft» wird tiefer, das Vertrauen wächst. Während eines gemeinsamen Luxus-Weekends in St. Moritz lässt der Kriminelle die Katze aus dem Sack: Er habe den Cézanne und dieser stünde zum Verkauf.
Die Undercover-Ermittler täuschen einen Deal vor: 2.8 Millionen Euro gegen das Gemälde. Bei der Übergabe schnappt die Polizei Bild und Täter.
Ermittler und Behörden ziehen positive Bilanz
Erstmals äussern sich nun Vertreter der Justiz, die an der Aktion beteiligt waren. Der Aufwand und das Risiko für die Ermittler seien gerechtfertigt gewesen, sagt Peter Bächer von der Kantonspolizei Zürich: «Es ist kein unumstrittenes Mittel. Aber es war die einzige und letzte Möglichkeit, an die Bilder und die Täterschaft zu kommen.»
Die verdeckten Ermittler lösen sich in Luft auf. Sie haben nie existiert.
Für Lukas Gloor, damals Direktor der Bührle-Stiftung, ist die Aktion ein voller Erfolg: «Wir hatten den idealen Ausgang der Geschichte. Wir hatten das Bild. Und wir hatten auch die Festnahme der Räuber, was gewissermassen dazu führt, dass sich ein solcher Raub eher nicht wiederholt.»
Und wo stecken Kriminelle und Ermittler heute?
Vier Mitglieder der Räuberbande kommen hinter Gitter. «Der Knabe mit der roten Weste» hängt mittlerweile im Kunsthaus Zürich. Und die verdeckten Ermittler? Beat Rhyner von der Stadtpolizei Zürich sagt es so: «Die Personen lösen sich in Luft auf. Sie haben nie existiert.»