SRF DOK spricht mit ihm über die eindrücklichsten Fälle, mit denen er als Gutachter zu tun hatte.
Der Mord in Zollikerberg
Am Nachmittag des 30. Oktobers 1993 wurde in Zollikerberg bei Zürich die Leiche der 20-jährigen Pfadfinderführerin Pasquale Brumann gefunden. Der Verdacht fiel sofort auf Erich Hauert. Denn der grausame Mord trug eine klare Handschrift, die der Polizei von Hauerts früheren Verbrechen bestens bekannt war. Hauert hatte bereits elf Vergewaltigungen und zwei Sexualmorde begangen und sass eine lebenslange Freiheitsstrafe ab. Der Fall erschütterte die Schweiz. Wie war es möglich, dass einem solchen Menschen unbegleitete Hafturlaube bewilligt wurden und er weiter morden konnte? Frank Urbaniok kam zwei Jahre nach dem Mord an Pasquale Brumann in die Schweiz und stellte schnell fest: Der Fall legte Systemfehler im damaligen Justizvollzug offen.
Der Amoklauf von Zug
Am 27. September 2001 gelangte Friedrich Leibacher mit mehreren Waffen und einem Sprengsatz unbehelligt ins Zuger Parlamentsgebäude, gekleidet in eine selbstgefertigte Polizeiuniform. Vorausgegangen waren lange Auseinandersetzungen mit den Zuger Behörden. Es war morgens um halb 11, als Leibacher innert weniger Minuten ein Blutbad anrichtete. Er tötete drei Regierungsräte und elf Kantonsräte, verletzte zahlreiche Politiker sowie einige Journalisten zum Teil schwer. Es war der erste Anschlag dieser Art in der Schweiz. Frank Urbaniok wurde beauftragt, ein Gutachten über den toten Täter zu verfassen.
Der Todesfahrer von Emmen
Am 28. Juni 2007 raste auf der A2 bei Emmen ein Auto in eine Gruppe von Bauarbeitern. Die tragische Bilanz: vier Tote und fünf Verletzte. Der 30-jährige Täter war mit rund 90 Kilometern pro Stunde und 1,4 Promille Alkohol im Blut unterwegs. Sein Verhalten auf der Unfallstelle befremdete: Er war aggressiv und fand «geil», was er angerichtet hat. Bald war klar: Der Täter litt seit Jahren an einer paranoiden Schizophrenie und war in psychiatrischer Behandlung.
Der Zwillingsmord von Horgen
An Weihnachten 2007 wurden in Horgen im Kanton Zürich siebenjährige Zwillinge in der Wohnung ihrer Eltern tot aufgefunden. Schnell war klar: Es musste der Vater oder die Mutter gewesen sein. Aber beide bestritten, ihre Kinder erstickt zu haben. Gerichtspsychiater Frank Urbaniok begutachtete sowohl die Mutter als auch den Vater.
Der Fall Flaach
Am 1. Januar 2015 meldete sich eine Frau bei der Polizei und sagte, sie hätte ihre Kinder umgebracht. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung mit der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Winterthur-Andelfingen. Der Fall führte zu einer grossen, zugespitzten, öffentlichen Diskussion über mögliche Gründe der Tat und über die Rolle und Verantwortung der Behörde.