SRF DOK: Wir war es für Sie, Mittelpunkt eines Dokumentarfilms zu sein?
Samuel Kohler: Es gab für mich während der Dreharbeiten von Woche zu Woche eine Art Steigerung. Zuerst fand ich es sehr amüsant, dass da jemand einen Film über mich und mein Leben realisiert. In der zweiten Woche war ich froh, wenn ich mal nicht vor der Kamera stehen musste. Und in der dritten Woche wäre ich am liebsten nicht mehr vor die Kamera, beziehungsweise vor die Türe gegangen. Es ist schon komisch, am Morgen aufzustehen und zu wissen, dass eine Filmcrew bereits vor der Türe steht und auf einen wartet. Es war alles in allem eine super Erfahrung, aber ich stehe lieber als «Schauspieler» vor der Kamera denn als Samuel.
Im Film suchen Sie Ihre leibliche Mutter und finden Sie auch – eine eher schwierige Begegnung. Haben Sie noch Kontakt zu ihr?
Zu meiner leiblichen Mutter habe ich so gut wie keinen Kontakt. Jedoch zu einigen Familienmitgliedern, vor allem zu meinem ältesten Bruder. Wir unterhalten uns regelmässig via Skype oder Facetime in Englisch.
Was blieb für Sie nach dieser Reise?
Ich habe das Bild meiner Mutter im Kopf. Jetzt endlich weiss ich, wie sie aussieht. Und ich weiss jetzt, wie und wo meine Familie in Portugal lebt.
«Jimmyjoe: Wo chunsch du här, wo geisch du hi» – das ist der Titel des Songs, welcher ihr Cousin Knackeboul geschrieben hat. Hat sich für Sie diese Frage nun beantwortet?
Woher ich komme weiss ich jetzt, ja. Und auch, wohin ich gehe. Ich will weiterhin meinen Weg hier in der Schweiz gehen. Den Weg, den ich in den vergangenen 25 Jahren schon beschritten habe. Ich will auf diesem Weg bleiben und nicht davon abkommen.
Was wünschen Sie sich, was soll das Publikum mitnehmen, das den Film sieht?
Kein Elternpaar sollte einem Kind verheimlichen, dass es adoptiert wurde. Ich selber kann mich an keine Sekunde erinnern, in der ich nicht wusste, dass ich adoptiert wurde. Dafür bin ich meiner Mutter sehr dankbar. Besser man spricht frühzeitig darüber, als es jahrelang zu verheimlichen. Irgendwann, auch wenn es die Eltern nicht erwarten, findet jedes Kind heraus, dass es andere Wurzeln hat.