Der ägyptische Investor Samih Sawiris plant ein neues Millionen-Projekt im Kanton Uri. Nach dem Luxus-Ressort mit Hotel, Skilift und Golfplatz in Andermatt, soll am Urnerseebecken eine «Marina» entstehen: ein künstlicher Yachthafen mit Hotel, Apartments und Restaurants.
Eveline Lüönd, Präsidentin der Grünen Uri, sieht dabei rot: «An dieser Idee von Samih Sawiris ist nichts neu oder innovativ, und es berücksichtigt nicht die natürlichen Gegebenheiten auf der Halbinsel am Vierwaldstättersee.»
Von Verschandelung rarer, unbebauter Flecken ist die Rede. Von einem kitschigen Disneyland, wie es Sawiris bereits in Andermatt errichtet habe.
David gegen Goliath
Milliardär Sawiris liebäugelt schon länger mit dem Gebiet an der Isleten. Ursprünglich wollte er zwei Hafenanlagen mit Luxus-Tourismus bauen. Nachdem bekannt wurde, dass er an der Isleten und in Flüelen zwei «Marinas» bauen will, liefen Naturliebhaber und Anwohnerinnen Sturm.
Innert kurzer Zeit kamen 10'000 Unterschriften für eine Petition gegen die künstlichen Häfen zusammen – im Kanton Uri leben 37'000 Menschen.
Die Grünen Uri mit ihrer Präsidentin Eveline Lüönd haben sich hier an vorderster Front positioniert und sich als einzige Partei im Kanton von Anfang an geschlossen gegen die beiden Projekte gestellt.
Das Luxus-Ressort in Flüelen hat Investor Sawiris relativ schnell versenken müssen. Ein Teilerfolg des Widerstands. Anders beim Bautraum des Ägypters an der Isleten: Dort schreiten die Pläne einer «Marina» weiter voran.
Camping versus Glamour
Um seinen Traum eines Yachthafens mit Überbauung mit Hotel und Ferienwohnungen realisieren zu können, braucht der ägyptische Milliardär aber die Zustimmung der Urner und Urnerinnen. Es ist eine Zonen- und Richtplanänderung nötig. Das will Eveline Lüönd verhindern.
Anstelle eines Ressorts für gutbetuchte Touristen soll ein Naturerholungsraum für Einheimische entstehen. «Ich bin nicht gegen eine Weiterentwicklung des Gebietes», sagt Lüönd n gegenüber «Reporter».
Die Isleten solle aber nicht zugebaut werden mit einem Luxus-Komplex und Yachthafen. Sie träumt von einer Feuerstelle, einem Campingplatz, von freien Liegeflächen am See und auf der Wiese.
Keine Zeit für die Grüne
Während eines Jahres begleitet «Reporter» die Präsidentin der Urner Grünen. Während eines Jahres gelingt es Eveline Lüönd nicht, Samih Sawiris persönlich zu treffen, ihm ihre Ideen zur Weiterentwicklung der Isleten zu präsentieren.
Auch für SRF findet der Investor keine Zeit. Er sei offen für konstruktive und realistische Ideen, erklärt er auf Anfrage: «Von der Grünen Partei Uri sind keine Vorschläge eingegangen. Lediglich die komplette Ablehnung der Projektidee.»
Volksinitiative soll Isleten zum Naturschutzgebiet machen
Ein Jahr nachdem Samih Sawiris seine Baupläne eines Luxus-Ressorts an der Isleten der Bevölkerung präsentiert hat, lancieren die Grünen Uri eine Volksinitiative.
Die Isleten soll zum Naturschutzgebiet erklärt werden. Sanfter Tourismus, wie er heute bereits betrieben wird, soll weiterhin möglich sein.
«Das Projekt von Samih Sawiris wäre so verhindert», erklärt Lüönd mit einem Lächeln gegenüber «Reporter».
Bis Ende Mai 2023 sind nach Angaben der Präsidentin der Grünen Uri genügend Stimmen zusammengekommen. «Wir können also die Initiative einreichen.» Das Urner Stimmvolk wird das letzte Wort haben.