Migrantinnen und Migranten in der Schweizer Politik sind Brückenbauer. Sie wurden in der Schweiz geboren oder sind hier aufgewachsen, sie kennen die hiesige Politiklandschaft gut und sind mit den Lebensgeschichten der Migranten bestens vertraut. In der Integrationsdiskussion tragen sie zur Klärung bei. Sie kämpfen aber auch dagegen, in eine Ecke abgedrängt zu werden. Die eigenen Landsleute für die hiesige Politik zu interessieren, bleibt eine grosse Herausforderung, da viele kaum am schweizerischen gesellschaftlichen Leben teilhaben.
Der eigene kulturelle Hintergrund und «die Erfahrungen in zwei Welten» stellen für diese Politikerinnen und Politiker in ihrer Arbeit grosse Ressourcen dar. Sie machen einen grossen Spagat zwischen der konkreten politischen Arbeit und den persönlichen, oft nicht erfüllbaren Wünschen ihrer Landsleute.
Porträtiert habe ich eine Politikerin und zwei Politiker auf kantonaler Ebene. Sie sind seit vielen Jahren politisch aktiv und hegen Ambitionen für weitere Ämter. Sie sind engagiert, ihre Aufstiegschancen, denen verschiedene Grenzen gesetzt sind, zu verbessern. Durch die Erfahrung als Flüchtling sind sie für die Politik auf einer besonderen Weise sensibilisiert.
Migranten sind eher wertkonservativ, finden ihre politische Heimat jedoch oft bei den linken Parteien
Recherchen bei den kantonalen Parlamenten in der Deutschschweiz ergaben, dass von rund 15 Kantonsrätinnen und Kantonsräten, die einen Asylhintergrund haben, niemand in einer bürgerlichen oder einer Mittepartei engagiert ist. Die Gründe dafür sind in der Migrations- und Asylpolitik dieser Parteien zu suchen. Diese Personen politisieren bei den linken Parteien, aber nicht unbedingt, weil sie deren Weltanschauungen vollumfänglich teilen würden. Viele Migranten vertreten konservative Familienwerte und sind als Kleinunternehmer tätig, was sie eher für Mitteparteien prädestinieren würde. Sie fanden jedoch eher bei den linken Parteien Gehör. Bürgerliche Parteien hatten bis vor kurzem keine Integrationsprogramme.
Eingebürgerte Ausländer als Stimmenfänger
Genauer beobachtet finden sich allerdings hinter der Offenheit linker und heute zunehmend auch bürgerlicher Parteien den eingebürgerten Ausländern gegenüber auch strategische Überlegungen. Einerseits können sie damit Themen besetzen, andererseits bringt der türkisch-kurdisch oder tamilisch klingende Name auf der Wahlliste Stimmen ein. Es ist bewiesen, dass MigrantInnen vor allem die Listen, auf denen die Namen ihrer Leute stehen, wählen. Wenn es aber um bessere Positionen innerhalb der Partei oder Fraktion geht, fällt der Migrationsbonus schnell weg. Ellbogenkämpfe werden hart geführt. Die Reibereien, auch die persönlichen, bleiben aber wegen der Angst, als fremdenfeindlich abgestempelt zu werden, unausgesprochen und diffus.
Ein Wunsch bleibt: Sie alle wollen als Schweizer Politikerinnen und Politiker wahrgenommen werden.