In meinem Film erzähle ich drei Geschichten von Menschen, die alle ein widersprüchliches Verhältnis zu Tieren haben. Landwirt Reto Weber hat eine enge Beziehung zu seinen Kühen. Wie kann er gleichzeitig davon leben, deren Nachwuchs zu mästen und dem Metzger ans Messer zu liefern? Helen Gerber fühlt sich Tieren seit Kindertagen sehr nahe. Daraus hat sie einen Beruf gemacht: Sie ist Tierkommunikatorin, unterhält sich also professionell mit Vierbeinern. Wenn Reden allerdings nicht mehr geholfen hat, hat sie auch schon Tiere getötet. Und Jäger Martin Bühlmann sagt von sich, er habe Tiere gerne – viele von ihnen sogar zum Fressen gerne, auch Katzen. Das war für ihn nie ein Widerspruch.
Diese Menschen haben mich interessiert, weil ich mich in jedem von ihnen ein bisschen wiedererkannt habe. Auch ich verhalte mich widersprüchlich im Zusammenhang mit Tieren. Einerseits esse ich Fleisch. Andererseits sehe ich mich als Tierfreund. Vor allem Katzen mag ich sehr.
Presse-Echo
- «NZZ»:TV-Doku «Das Tier und wir» sorgt für Aufregung
- «Blick»: Martin Bühlmann hat Katzen zum Fressen gern
- «Le Matin»: Il aime les chats pour leur... goût
- «RTL»: Schweizer Ex-Jäger isst gerne Katzen
- «NZ Herald»: Man boasts about eating cats
- «India»: Buhlmann makes controversial confession ...
- «Independent»: Swiss man Martin Bühlmann admits to eating cats
- «Focus»: Schweizer Jäger kocht Katzen-Braten
- «Dailymail»: M. Buhlmann confesses to loving the taste of cats
- «Express»: Eating cats and dogs should be banned in Switzerland
Mein namenloser Kater
Da war zum Beispiel ein kleiner Kater, teilweise weiss, teilweise rot-getigert, einige Monate alt. Ich hatte ihm noch keinen Namen gegeben.
Als ich eines Tages nach Hause kam, sass er in der Nähe der Tür. Als er mich erkannte, wollte er mir entgegenkommen, konnte aber offenbar nicht. Als ich ihn hochhob, merkte ich, dass seine Beine leblos runterhingen.
Beim Tierarzt stellte sich heraus: Beide Beine waren gebrochen, vermutlich auch das Becken. Er war wohl angefahren worden. Und jemand musste nun eine Entscheidung treffen: Operieren? Oder: Einschläfern?
Für meinen Tierarzt war die Sache klar: Er offerierte Spritze und anschliessende Entsorgung für unter 100 Franken. Die Fahrt ins eine halbe Autostunde entfernte Spital würde mich dagegen 3‘000 Franken kosten – mindestens.
Ich sah nur dieses verängstigte kleine Wesen. Und es ging für mich in diesem Moment nicht um Zahlen, sondern um die Frage: Kann man diese Katze wieder gesund machen?
Das sei nicht auszuschliessen, meinte mein Tierarzt, aber wie gesagt: Das würde mich 3‘000 Franken kosten – mindestens. Und es gehe ja schliesslich nur um eine Katze. Um eine Katze ohne Rasse. Ohne Stammbaum. Ja, gar ohne Namen.
Entscheiden über Leben oder Tod
Es ist nicht einfach, wenn man in die Rolle eines Cesars gedrückt wird: Wenn von einem erwartet wird, mit dem Daumen nach oben oder nach unten zu zeigen und so über Leben und Tod zu entscheiden.
Wobei: Doch, es war einfach. Ich entschied mich für das Leben. Oder besser: Für die Chance auf Leben.
Um es kurz zu machen: Meine Katze überlebte – und kostete mich am Ende einiges mehr als 3‘000 Franken.
Einige Monate später kam er dann nicht mehr nach Hause. Er lief davon, ohne je wieder etwas von sich hören zu lassen.
Ich will nichts beschönigen: Als mir schliesslich klar wurde, dass dieser namen- und treulose Kater nicht zurückkommen würde, überwältigten mich unschöne Gedanken. Und mir wurde bewusst, dass auch ich Potenzial habe: Das Potenzial, Tiere zu lieben. Und das Potenzial, Tiere… naja, nicht zu lieben... Und alles dazwischen.
Der Film von Simon Christen macht bereits im Vorfeld Schlagzeilen. Anbei einige Links (siehe Linkbox rechts).