Wenn eine Frau als zickig bezeichnet wird, ist das nicht eben schmeichelhaft. Und wenn jemand meckert, spricht das für sich, genauso wie «Null Bock!». In unserer Sprache sind Ziegen also mit prägnanten Eigenschaften durchaus präsent, aber irgendwie sind die Tiere selbst – mit Ausnahme der «Sieben Geisslein» bei den Gebrüdern Grimm – fast völlig aus unserem Blickfeld verschwunden.
Die Jungen entwickeln in ihren Spielgruppen einen Mecker-Slang, an dem die Mutter hört, in welcher Gruppe ihr Sprössling mitspringt.
Neue Verhaltensstudien einer Forscherin an der ETH Zürich zeigen jedoch, dass Ziegen unglaublich clever sind: Die Genfer Biologin Elodie Mandel Briefer hat die Akustik des Meckerns von Ziegen analysiert und Teile ihrer Sprache entschlüsselt. Mutter und Kitz erkennen sich individuell an der Stimme, eine Ziege kann unterschiedlich meckern, je nachdem, ob ihr etwas passt oder nicht, und die Jungen entwickeln in ihren Spielgruppen sogar einen Mecker-Slang, an dem die Mutter hört, in welcher Gruppe ihr Sprössling mitspringt.
Solche Finessen hatten die Forscher nicht erwartet. Aber wer schon direkt mit Ziegen zu tun hatte weiss, wie gut sie mit Menschen kommunizieren und ihre positiven oder negativen Emotionen zum Ausdruck bringen – sie können sehr anschmiegsam sein oder störrisch und rabiat. Und ein besseres Verständnis der Ausdrucksweise von Ziegen kann vielleicht eines Tages helfen, ihre Bedürfnisse besser zu verstehen und ihre Haltung zu verbessern.
Wir Menschen unterschätzen regelmässig die Fähigkeiten anderer Lebewesen.
Wir Menschen unterschätzen ja in unserer fast ausschliesslich auf uns selbst fixierten Optik regelmässig die Fähigkeiten anderer Lebewesen. Oft kommen wir nicht über Klischees hinaus, die dann als Adjektive an den Tieren hängen bleiben: Der sture Esel, die dumme Kuh – oder eben «zickig». Und beim bösen Wolf hat das ungerechtfertigt schlechte Klischee sogar politische Konsequenzen für dessen Schutz.
Bei Ziegen jedoch haben wir bei unseren Dreharbeiten schier unglaubliche Fähigkeiten kennen gelernt, die das, was bisher von Ziegen bekannt war bei weitem übertreffen – etwa, wie sie selbstständig ihre Stalltüren bedienen oder wie sie untereinander Streitigkeiten schlichten. Eine Eigenschaft, die auf ihren lateinischen Namen «Capra» zurückgeht, können wir allerdings wirklich bestätigen: Ziegen sind tatsächlich kapriziös.
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Bild 1 von 17. Furchtlos: . Auf ihrer Wanderung zu nahrhaften Weiden wagt sich diese Ziege in luftige Höhen. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 2 von 17. Missverstanden:. Das Meckern der Ziege wird fälschlicherweise als Zeichen von Unzufriedenheit angesehen, oft ist es für die Geissen ein Ruf, um sozialen Kontakt herzustellen. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 3 von 17. Handarbeit:. Wie seit Jahrtausenden werden auch heute die meisten Ziegen in der Schweiz von Hand gemolken. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 4 von 17. Alpsegen:. Die Ziegenmilch wird zu Frisch-, Weich- oder Hartkäse verarbeitet und war früher für die Bergbevölkerung ein wichtiges Nahrungsmittel. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 5 von 17. Die Gehörnten: . Die Hörner sind für Ziegen ein wichtiges Instrument um sich auszudrücken. Hörner sind wichtig in Auseinandersetzungen oder auch bei der Körperpflege. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 6 von 17. Kletterkünstler: . Ziegen sind Meister im Erklimmen von steilsten Felshängen. So können selbst hochgelegene Berggebiete noch bewirtschaftet werden, was aber im Hinblick auf den Naturschutz auch umstritten ist. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 7 von 17. Genussvoll:. Nach der täglichen Kletterpartie auf der Suche nach Futter lassen es sich die Ziegen beim gemütlichen Wiederkäuen nochmals schmecken. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 8 von 17. Zart mit Bart: . Zutraulichkeiten werden auch unter Geissen gern verteilt. Man merkt schnell, wo Freundschaft im Spiel ist. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 9 von 17. Heimatsglück:. Seit je her sind diese Hornträger in Gebirgsregionen beheimatet, hier ist ihnen am wohlsten. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 10 von 17. Starker Zusammenhalt:. Auf dem Weg von der Weide zum Stall fühlen sich die Ziegen in der Gruppe am wohlsten. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 11 von 17. Haarige Gärtner:. Durch ihren grossen Appetit auf Sträucher und Büsche verhindern die Ziegen eine Verwaldung der Bergwiesen. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 12 von 17. Gourmet-Akrobatik: . Ziegen vollbringen oft regelrechte Kunststücke um an die feinsten Leckerbissen zu kommen. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 13 von 17. Duft mit Lust:. Beim sogenannten Flehmen schürzt dieser wilde Bezoar-Ziegenbock die Oberlippen. Er prüft so am Urin einer Geiss, ob diese brünstig ist. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 14 von 17. Teuflischer Charme:. Mit seinem aufgewecktem Blick wirkt dieser Geissbock ganz sympathisch – bis man ihn riecht…. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 15 von 17. Betörend:. Was für uns Menschen bestialisch stinkt, ist für Geissen ein verführerisches Parfüm, das den Eisprung auslöst: Der starke Geruch eines Bockes. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 16 von 17. Sprichwörtlich geil:. Die hartnäckige Paarungslust der Ziegenböcke hat wohl zu ihrem Ruf als Symbol des Teufels beigetragen. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .
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Bild 17 von 17. Wilde Kraftpakete:. Die türkische Bezoarziege mit ihren mächtigen Hörnern gilt als Vorfahre der vor über 10‘000 Jahren domestizierten Hausziege, welche heute vom Menschen genutzt wird. Bildquelle: NETZ NATUR ¦ SRF DOK .