Als Doris Leuthard nach dem Unglück von Fukushima die Energiestrategie 2050 präsentierte, schien mir die richtige Gelegenheit gekommen, mir meinen Wunsch, einmal eine Bundesrätin oder einen Bundesrat zu porträtieren, zu erfüllen. Bei der Katastrophe von Tschernobyl stand ich am Anfang meiner Laufbahn, jetzt war es Zeit, das emotionale Thema Atomkraft einmal näher anzugehen.
Keine einheitliche Meinung zur Kernkraft
Als sich das Unglück von Fukushima ereignete, befand ich mich in Kolumbien, bei den Dreharbeiten zur «DOK»-Serie Panamericana. Was über die Bildschirme in den Hotellobbys flimmerte, war verwirrend. Wie katastrophal war das Unglück? Wie sollten die langfristigen Folgen aussehen?
Je mehr ich mich mit dem Thema befasste, desto spannender wurde es. Vorurteile und Ansichten von früher mussten neuen Fakten gegenüber gestellt werden – die Realität rund um alte und neue Energien war nicht schwarz-weiss. Eigentlich suchte ich nach einer wissenschaftlichen Erkenntnis, ich stürzte mich in Studien der Akademien der Wissenschaften der Schweiz. Das Ergebnis war ernüchternd: In der Frage der Kernkraft sind die Akademien gespalten (!), und zu den Alternativen gibt es keine eindeutigen Antworten.
Alternativen nicht ausgereift
Mit der Physikerin Irene Aegerter zeigt sich der springende Punkt: Man möchte weg von der Atomkraft. Doch solange die Alternativen nicht bereit stehen, ersetzt man sie mit noch mehr CO2-lastiger fossiler Energie und heizt damit den Klimawandel an.
Eine Herkules-Aufgabe für Energieministerin Doris Leuthard. Sie ist dem Gegenwind von Atomlobby und Landschaftsschützern ausgesetzt. Die Energiewende droht eine «mission (im-)possible» zu werden.