«Wie ist das, wenn man über 80 Jahre alt ist und nicht mehr alle Zeit dieser Welt hat?» fragte ich Rolf Lyssy im Interview. Darf man dies überhaupt fragen? Man darf, war mir nach seiner Antwort klar. Denn die Endlichkeit ist für den Filmemacher weder ein Tabu noch macht sie ihm Angst. «Was soll ich hadern? Ich kann dem Tod nicht ausweichen. Ich mache einfach das Beste aus meinem Leben, Tag für Tag.» Denn ab einem gewissen Alter sei jeder Tag ein Geschenk. Trotzdem, der Tod an sich ist für Lyssy ein Skandal. Er hält sich an Woody Allen, der einmal gesagt hat: «Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber ich möchte nicht dabei sein, wenn es passiert.»
Das Ende selbst bestimmen
Die Begleitung in den Freitod ist für Rolf Lyssy eine Option. Er ist vom Selbstbestimmungsrecht überzeugt und setzt sich für die Möglichkeit ein, friedlich und schmerzfrei einschlafen zu können, wenn es soweit sei. Der Filmer ist seit über 20 Jahren Mitglied bei Exit und im Patronatskomitee der Sterbehilfe-Organisation. Die Begleitung in den Freitod sei ein Ausweg, wenn das Leben nicht mehr lebenswert sei. Ob man dies möchte, muss jeder für sich vereinbaren, ist Lyssys Meinung dazu.
Wiedergeburt als Ameise
Auf die Frage, ob er an ein Leben nach dem Tod glaubt, reagiert Lyssy heftig: «Sicher nicht! Wenn das Leben fertig ist, ist es fertig. Wir kommen weder als Ameise noch als Krokodil nochmals auf die Welt. Wir sind einfach nicht mehr da. Durch unsere Kinder oder durch unsere Kunst, die uns überlebt, haben wir etwas weitergegeben. Aber wir sind verschwunden.»
Still crazy...
Rolf Lyssys neue Komödie «Die letzte Pointe», in der der es übrigens um Sterbehilfe geht, kommt im Herbst 2017 ins Kino. Und der Regisseur ist bereits an seinem nächsten Filmprojekt, mit 81 Jahren! Schliesslich heisst sein Liebslingssong von Paul Simon: «Still crazy after all these years.»