Ursprünglich plante ich, einen Film über alleinerziehende Mütter UND Väter zu realisieren. Bei der Recherche merkte ich aber schnell, das geht nicht. Werden Kinder heute dem Vater zugesprochen, steckt meist eine sehr schwierige Geschichte dahinter. Das kann ich nicht zusammen mit den Müttern erzählen. Das braucht einen eigenen Film.
Aus der eigenen Kinderheit
Wie das bei alleinerziehenden Müttern läuft, kenne ich aus meiner eigenen Kindheit. Meine Mutter zog uns 5 Kinder vor bald 50 Jahren alleine gross. Im Film «Keine Hand frei – aus dem Leben alleinerziehender Mütter» blicke ich mit ihr zusammen zurück auf diese herausfordernde Zeit. Der Film porträtiert nebst meiner Mutter auch zwei heute alleinerziehende Frauen.
Als ich mich nach diesem Film auf die Suche nach alleinerziehenden Väter gemacht habe, bin ich selber oft mit meinen eigenen Vorurteilen konfrontiert worden. Beim Gespräch mit einem Vater, welcher die drei Töchter nach dem Tod seiner Frau alleine aufzieht, dachte ich unweigerlich: Kann er das überhaupt? Kommen die Mädchen nicht zu kurz, und wird ihnen nicht etwas Wesentliches fehlen? Eigentlich ein beschämender Gedankengang, denn ich hätte mich das bei einer Mutter mit Söhnen nie gefragt. Und... da bin ich wohl nicht die Einzige. Das Umfeld reagiert mit Skepsis, wenn sich Väter alleine um ihre Kinder kümmern.
Finanzielle Probleme und ständige Überforderung
Dieses Misstrauen haben auch die im Film porträtierten Männer erfahren. Am stärksten wohl Hans-Peter, der vor 30 Jahren plötzlich alleine mit dem kleinen Buben dastand. Kinderkrippen gab es praktisch keine. Er musste sich selber eine Lösung für die Betreuung ausdenken.
Bei Alf und seiner Tochter Lily galt es zuerst die Trauer um die verstorbene Partnerin und Mutter zu leben. Das hat die beiden eng zusammengeschweisst. Heute ist Lily 18 und es ist Zeit für die Ablösung. Keine einfache Sache für Vater und Tochter.
Ganz anders bei Armin und den beiden Buben. Sie stecken in einer ganz anderen Situation und kämpfen buchstäblich um ihr finanzielles Überleben. Seine Geschichte hat mich auch stark an unserem Rechtssystem zweifeln lassen. Kamen vor 50 Jahren die Mütter «unter die Räder», scheint das heute die Väter zu treffen.
Vieles, was ich beim Drehen erlebt habe, hat mich an meine eigene Kindheit erinnert. Der Kampf ums Geld, die permanente Überforderung: Das kenne ich auch von meiner Mutter. Ende der 60er Jahre war sie eine Exotin. Wir kannten keine anderen Kinder aus geschiedenen Verhältnissen. Heute zeigt sich ein ganz anderes Bild. Unsere Gesellschaft hat sich an die alleinerziehenden Mütter gewöhnt. Anders geht es den alleinerziehenden Vätern. Heute sind sie die Exoten. Höchste Zeit für diesen Film!