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SRF DOK Recherche als Teamsport

Wikileaks, Swissleaks, Offshoreleaks und jetzt die Panama-Papiere. Sie sind das grösste Datenleck, mit dem Journalisten bisher gearbeitet haben. Warum hat der einsam recherchierende Reporter ausgedient und weshalb dürfen die geleakten Daten nicht einfach ungefiltert ins Netz? Ein Interview.

Zur Person

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Julian Schmidli ist Reporter bei SRF Data und Dozent für Datenjournalismus, unter anderem am MAZ. Zuvor war er Datenjournalist bei der «SonntagsZeitung» und beim «Tages-Anzeiger».

SRF DOK: Wie war deine erste Reaktion auf die Veröffentlichung der Panama-Papiere?

Julian Schmidli: Ich war beeindruckt von der Grösse des Leaks und konnte mir nur ausmalen, was das für eine anstrengende Arbeit gewesen sein muss. Die beiden SZ-Journalisten Bastian Obermayer und Frederik Obermaier beschreiben in ihrem Buch «Panama Papers» sehr treffend, wie sie alleine die Grösse des Leaks dazu zwang, sich mehrmals neue, noch schnellere Computer anzuschaffen – am Ende einen im Wert von rund 17‘000 Euro. Alleine, damit diese Daten überhaupt durchsuchbar waren. Und dann beginnt die Recherchearbeit ja erst.

Wie war es möglich, ein solches Projekt über längere Zeit geheim zu halten?

In dem man nur Personen involvierte, die den Mund halten können. Dazu braucht es eine gemeinsame Vision und reibungslose Koordination, dass so etwas klappen kann. Und dass es das tut, zeigt, wie sehr sich der investigative Journalismus verändert hat: von der Disziplin des Einzelgängers zum kollaborativen, globalen Teamsport.

Wikileaks, Offshoreleaks, Swissleaks, Panama Papers – was kommt als nächstes?

Man muss sich bewusst sein, dass Leaks keine neue Sache sind. Der Journalismus hat seit den Anfängen von Insidern und Whistleblowern Informationen bekommen. Nur sind diese Informationen inzwischen digital erhältlich – in viel grösseren Mengen. Mit diesen Datenmengen, die innert Jahren von Mega- zu Terabytes gewachsen sind, muss man als Redaktion erst mal umgehen können. Weil man am Ende ja nur veröffentlichen sollte, was für die Gesellschaft relevant ist. Das ist übrigens ein wichtiger Unterschied zu Organisationen wie Wikileaks, die wiederholt sämtliche geleakten Daten im Internet veröffentlich haben. Darunter auch Daten von normalen Bürgern, die eigentlich niemanden etwas angehen. Das ist ein Argument, warum es Datenjournalismus braucht: damit juristische und ethische Grundsätze gewährleistet sind.

Werden wir in Zukunft noch mehr solcher Leaks erleben?

Davon können wir ausgehen. Solange Journalisten ihre Quellen genug schützen können und mit der Aufarbeitung solcher Daten gesellschaftliche Diskussionen oder gar Veränderungen auslösen können, wird es wohl immer Whistleblower geben. Der Erfolg von Panama Papers und Whistleblowern wie Edward Snowden werden ebenfalls dazu beitragen.

Es hat sich ein neues Berufsbild entwickelt. Welches sind die Kernkompetenzen eines Datenjournalisten?

Eigentlich ist «Datenjournalist» ein merkwürdiger Begriff. Es gibt ja auch keine «Telefonjournalisten», oder? Der Einsatz von technischen Möglichkeiten sollte nicht das Ziel sein, sondern der schnellste Weg zur Geschichte. Dazu gehört nun mal Wissen über Programmiersprachen, Datenbanken, Statistik. Und weil das teilweise ziemlich komplex sein kann, hilft es, in einem Team mit unterschiedlichem Spezialwissen zu arbeiten. Am Ende ist das Resultat aber: Journalismus. Und so sollte es auch genannt werden.

#srfuni

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Welche Verbindungen bestehen zwischen Universitäten, Professoren und Privatwirtschaft? Eine Recherche von SRF. mehr...

Das SRF hat ja mit SRF Data ein eigenes Team für Datenjournalismus. Woran arbeitet ihr gerade?

Gerade veröffentlichen wir eine Serie über die Verbindungen zwischen Universitäten und der Privatwirtschaft. Dafür haben wir uns Daten bei sämtlichen Schweizer Universitäten besorgt. Teilweise über den rechtlichen Weg. Diese Daten haben wir aufbereitet, analysiert und die Hintergründe recherchiert. So können wir erstmals einen Überblick über das Sponsoring von Lehrstühlen oder die Nebenjobs von Professoren geben. Man sieht zum Beispiel, wie krass Grosskonzerne wie der Pharmariese Merck Serono Einfluss auf die Forschung nehmen.

Konntet ihr da auch auf die Mithilfe von 400 Journalisten zählen – wie bei den Panama Papers?

Leider nicht! Wir sind im Moment zwei Leute bei SRF Data. Hinzu kamen aber mehrere Praktikantinnen und Praktikanten sowie zwei Freelancer, die uns zeitweilig unterstützt haben. Und natürlich Reporter aus Redaktionen wie der «Rundschau», der «Tagesschau» oder der Wissenschaftsredaktion des Radios, die mit uns die Geschichten umgesetzt haben.

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