Das erste E-Mail, das wir vom jungen Innerschweizer Gardisten erhielten, war gezeichnet mit «Hlb Peter A. Roth». Er schrieb aus Rom und wir fragten uns, was zum Donnerwetter «Hlb» wohl bedeutet. Wir machten uns kundig und siehe da: «Hlb» ist die Abkürzung von Hellebardier, was so viel bedeutet wie «ein normaler Gardist». Irgendwie anachronistisch, in Zeiten des Internets mit Hellebardier zu unterschreiben. Wir waren gespannt auf unser Treffen mit ihm.
Den Heiligen Vater beschützen
Das erste, was uns beim Besuch von Peter Roth daheim bei seinen Eltern im Kanton Nidwalden auffiel: Hier wohnt einer, der Rom mit nach Hause nimmt. Von den spärlichen Bildern im Zimmer standen beinahe alle in Zusammenhang mit seiner Arbeit als Gardist. Und als der schlanke, kräftige Mann Anfang zwanzig von seiner Arbeit zu reden begann, leuchtete sein Gesicht. «Für mich steht der militärische Aspekt im Vordergrund. Die Garde ist ein militärisch geführtes Corps im Herzen der katholischen Kirche. Wir haben den Auftrag, den Heiligen Vater zu beschützen. Wir Gardisten reden nie vom Papst. Für uns ist es der Heilige Vater.» Hier dient einer mit Leib und Seele für das Oberhaupt der katholischen Kirche.
Söldnerwesen in der Schule kein Thema
Auf die Frage, ob er seine Arbeit wegen eines familiären oder historischen Hintergrundes gewählt habe, meint Gardist Roth, mit dem Söldnerwesen habe er sich nicht auseinandergesetzt. Seine Vorfahren seien auch nie in fremden Diensten gewesen. Und in der Schule waren die Söldner kein Thema.
Erstaunlich, dass man in der Schule nicht darüber sprechen mochte. Zogen doch während Jahrhunderten gerade aus der Innerschweiz Heerscharen von jungen Männern ins Ausland. Kriegshandwerker im Solde fremder Mächte. Der damalige Exportschlager der Schweiz. Auch der Papst sicherte sich Anfang des 15. Jahrhunderts ein Kontingent von Schweizer Söldnern. Zum Schutze des Vatikans. Die Vorläufer der heutigen Leibgarde in Rom.
Eltern vom Entscheid überrascht
Sie seien eine traditions- und geschichtsbewusste Familie, erzählt Mutter Roth draussen im Garten. Trotzdem habe sie der Sohn überrascht, als er den Wunsch offenbart habe, in Rom zu dienen. «Aber wir haben den Entscheid akzeptiert. Letztendlich ist es auch für uns als Familie ehrenvoll, dass er ausgewählt worden ist», meint sie.
Wenn man die Bilder mit Peter Anton Roth in Uniform betrachtet, wirkt er wie aus einer anderen Zeit. Bald geht auch diese Zeit zu Ende. Der Dienst aber geht weiter. Einfach anderswo. Er will Polizist werden.