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Alexander Mathis forscht am Institut für Parasitologie der Universität Zürich und leitet die Sektion Entomologie (Insektenkunde).
Legende: Alexander Mathis forscht am Institut für Parasitologie der Universität Zürich und leitet die Sektion Entomologie SRF

Stechmücken in Europa «Gefährlich ist, wenn Menschen Erreger in die ganze Welt tragen»

Vor zehn Jahren spielten Mücken als Krankheitsüberträger hierzulande keine Rolle. Das hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Reisende bringen neue Mückenarten mit, die sich hier ausbreiten. Ist das gefährlich und was bedeutet das? Ein Gespräch mit Alexander Mathis von der Uni Zürich.

SRF DOK: Was ist die grösste Bedrohung, die von Stechmücken ausgeht?

Alexander Mathis: Gewisse Stechmückenarten übertragen Krankheitserreger. Welche Erreger dies sind, und wie rasch sie sich verbreiten, ist oft nicht vorhersehbar – wie zum Beispiel beim Zika-Virus. Gefährlich ist, wenn die Krankheitserreger durch den Menschen in die ganze Welt getragen werden. So kam es in Europa im Mittelmeerraum zu Ausbrüchen von Dengue- und Chikungunya-Fieber, ausgehend von eingereisten infizierten Menschen.

In naher Zukunft könnte bei uns das West-Nil-Virus ein Problem werden, das sich in Südosteuropa ausbreitet. Es kommt bei Vögeln vor, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden.

Was muss man generell beachten bei Reisen?

Wenn man in tropische Länder reist: lange Kleider tragen und effiziente Mückensprays verwenden. Am besten ist es natürlich, wenn man seine Reise in die Trockenzeit legt – das ist ein guter Schutz. Oder auch, wenn man ein Hotelzimmer mit Klimaanlage bucht – Mücken mögen keine klimatisierten Räume.

Wo steht die Forschung bei der Bekämpfung von Malaria? In Entwicklungsländern gibt es immer noch viele Menschen, die sich keine Prophylaxe, nicht einmal Netze leisten können.

Allgemein ist Malaria stark zurückgegangen – es wurde auch sehr viel Geld investiert. Unter anderem Bill Gates und seine Frau Melinda setzen sich mit ihrer Stiftung stark für die Bekämpfung von Malaria ein. Ausserdem gibt es heute bessere Diagnosemöglichkeiten. Früher dachte man oft in tropischen Ländern bei Kindern, die Fieber haben, sie hätten Malaria, obwohl andere Krankheiten die Ursache waren.

Gibt es auch in der Schweiz Stechmücken, die Krankheiten übertragen?

Die «Aedes albopictus», auch Tigermücke genannt, stammt aus den Subtropen und kam 2004 nach Südeuropa. Sie überträgt Krankheiten wie das Dengue- und das Chikungunya-Fieber. Sie kommt auch in der Schweiz vor, zum Beispiel im Tessin. Dort wird sie aktiv bekämpft. Lokale Übertragungen dieser Viren durch die Tigermücke sind nicht auszuschliessen.

In der Schweiz gibt es noch etwa eine Handvoll andere Mückenarten, welche Krankheitserreger übertragen könnten, etwa das West-Nil-Virus. Das durch Stechmücken übertragene Usutu-Virus verursacht in der Schweiz gelegentlich Todesfälle bei Vögeln.

Ist eine völlige Ausrottung von krankheitsübertragenden Mücken möglich?

Man müsste die Larven eliminieren – und die befinden sich im Wasser, auch in kleinsten Pfützen und Gefässen. Dort ist es sehr schwierig, sie zu finden und zu entfernen. Aus ökologischer Sicht macht eine Ausrottung keinen Sinn, denn Mücken sind auch Nahrung – zum Beispiel für Vögel, Fledermäuse, Fische oder auch Molche. Für die wirksame Bekämpfung braucht es einfach einen integrierten Ansatz: Alle Abwehrmethoden kombinieren. Eine Methode allein reicht nicht, um die Mücken zu unterdrücken.

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