Zwar ist in der Schweiz der Anteil der Schiene sowohl beim Personen- als auch beim Güterverkehr im europäischen Vergleich hoch. Doch: Seit Jahren ist er mehr oder weniger konstant. Das soll sich jetzt ändern. «Wenn wir die Klimapolitik anschauen, dann ist der Bahnverkehr zentral», erklärt die zuständige Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel erläutert, wie zwar die Bahn in den 80er Jahren wieder an Bedeutung zunahm – die Reaktion auf die Umweltschäden ausgelöst durch den überbordenden Strassenverkehr. Doch noch ist der Anteil der Strasse beim Personenverkehr massiv höher, nämlich rund 75 Prozent. Der jetzige Bahnchef Vincent Ducrot dazu:
«Heute sind wir in einer Welt, in der man umweltfreundlicher sein will. Die Bahn ist prädestiniert dazu.»
Subventionen für SBB Cargo?
Zentral ist der Güterverkehr. Der Transit quer durch die Schweiz ist bereits auf einem recht hohen Niveau. Bundesrätin Sommaruga: «Hier sind wir weltweit an der Spitze, die umliegenden Staaten beneiden uns. Wir transportieren momentan 74 % der Güter auf der Schiene quer durch die Alpen.» Viel niedriger hingegen sind die Zahlen beim sogenannten Binnen-Güterverkehr, also dem Güterverkehr innerhalb der Schweiz. Hier ist der Anteil der Strasse ungleich grösser, nämlich knapp 80 Prozent. Sommaruga: «Wir haben festgestellt, dass vermehrt mit kleinen Lieferwagen transportiert wird. Das führt zu mehr Verkehr und zu verstopften Autobahnen.» Hier gebe es deshalb grosses Potenzial. Doch: Der Güterverkehr der SBB hat die Vorgabe, eigenwirtschaftlich zu sein. Also keine Subventionen.
Für den neuen Bahn-Chef Vincent Ducrot ist hingegen klar: Ohne staatliche Unterstützung lassen sich solche Ziele nicht erreichen. «Wir müssen mehr digitalisieren und automatisieren. Ohne Hilfe bei einem Geschäft, das keine Marge erwirtschaftet, ist das nicht möglich.» Eine solche Änderung bedeutet eine Abkehr von einer jahrzehntelangen Politik:
Ich will jetzt nichts vorwegnehmen, aber es ist klar, dass es nicht nur eigenwirtschaftlich sein kann und der Rest interessiert uns nicht. Dieses Problem müssen wir lösen.
Ausbau Personenverkehr
Aber auch der Personenverkehr soll ausgebaut werden. Auf Distanzen, die bisher oft per Flugzeug zurückgelegt wurden, soll die Bahn konkurrenzfähiger werden. Die SBB baut deshalb das Angebot an Nachtzügen systematisch aus. Simonetta Sommaruga: «Klimaschutz heisst, den Menschen eine Alterative anzubieten. Und wenn gute Bahnanbindungen vorhanden sind, dann sind ganz viele Leute in Zukunft bereit, die Bahn zu nutzen.» Der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel: «Jetzt ist die Bahn zur Zukunftshoffnung geworden. Das ist eigentlich ein wenig bizarr, weil die Bahn ja mit Abstand das älteste Verkehrsmittel ist. Bald feiern wir das 200jährige Jubiläum.»