Im Bundesrat braucht es mindestens 3 Frauen.
Mit der Wahl von Elisabeth Kopp in den Bundesrat im Jahr 1984 hatte das Warten auf die erste Frau im Bundesrat ein Ende. 1971 war in der Schweiz das Frauenstimmrecht eingeführt worden – trotzdem musste der weibliche Teil der Bevölkerung noch 13 Jahre warten, bis er auch in der Landesregierung vertreten war.
1989 musste Elisabeth Kopp zurücktreten, weil sie ihren Mann telefonisch über Geldwäsche-Gerüchte informierte.
Für meine Kollegen war ich ein komisches Wesen in diesem Gremium.
Die zweite Bundesrätin war die Sozialdemokratin Ruth Dreifuss. Eigentlich hatte die SP die Nationalrätin Christiane Brunner zur Wahl vorgeschlagen. Doch die Parlamentsmehrheit folgte dem Vorschlag nicht, die Frauenorganisationen reagierten mit Protest. Ruth Dreifuss leitete acht Jahre lang das Eidgenössische Innendepartement.
Ich bin nicht freiwillig gegangen.
Die erst 34-jährige Ruth Metzler war die dritte Bundesrätin. Die Politikerin aus dem konservativen CVP-Flügel setzte sich bald für eine liberale Lösung beim Schwangerschaftsabbruch ein und unterstützte Ruth Dreifuss bei der Mutterschaftsversicherung. Nach vier Jahren wurde Ruth Metzler abgewählt – die CVP verloren ihren zweiten Sitz, der SVP-Nationalrat Christoph Blocher wurde neu gewählt.
Frauen haben noch zu wenig den Mut zu sagen, diesen Schritt mache ich.
Die Parlamentsmehrheit wählte Eveline Widmer-Schlumpf vier Jahre später als SVP-Sprengkandidatin gegen Christoph Blocher. In ihre Amtszeit fiel die Rettung der Grossbank UBS, die sie federführend mitverantwortete. Ihrer konsequenten Politik ist es zu verdanken, dass die Schweiz danach als erstes Land eine «Too-big-to-fail»-Vorlage verabschiedete. Diese soll helfen, künftig Bankenzusammenbrüche zu vermeiden.
Die klare Bejahung der Macht hat für eine Frau Folgen.
Nach dem Rücktritt von Ruth Dreifuss wählte das Parlament die Sozialdemokratin Micheline Calmy-Rey. Sie übernahm das Aussendepartement und wurde bald darauf kritisiert, sie verfolge eine zu offensive Aussenpolitik. Höhepunkte ihrer Amtszeit war die Lösung des Banken-Steuerstreits mit den USA und die Freilassung der zwei Schweizer Geiseln, die der Diktator Gaddafi entführen liess.
Es braucht weiterhin Frauennetzwerke
Doris Leuthard, die zweite CVP-Politikerin, setzte sich in ihrem Amt entschlossen dafür ein, dass auch Frauen Chef-Positionen erklimmen konnten. Sie plädierte für Teilzeit-Arbeit, Home-Office und Vaterschafts-Urlaub. Ihr Fazit nach zwölf Amtsjahren: «Wenn wir schauen, wie viele Frauen in Führungspositionen sind, haben wir eine Stagnation, obwohl es viele topausgebildete Frauen gibt. Das ist nicht gut. Es braucht Frauen, die helfen, den Weg zu verbessern.»
Dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, nur weil sie Frauen sind, das ist ein Skandal.
Mit der Wahl von Simonetta Sommaruga bildeten die Frauen für 14 Monate eine Mehrheit im Bundesrat. Die Sozialdemokratin sagt im Interview mit «SRF DOK»: «Heute sind wir nur noch zu zweit. Letztendlich sollte sich die Bevölkerung im Bundesrat spiegeln. Wir haben verschiedene Sprachregionen, verschiedene Parteien. Es müsste normal sein, dass auch Frauen und Männer im Bundesrat halbe-halbe vertreten sind.»