Schwierige Wirtschaftslage
1950 begann Hans Zingre mit einer einfachen Zimmerei. Sein Sohn Hanspeter Zingre (69) vergrösserte den Betrieb zur «Zingre Chaletbau AG» und konnte zu Spitzenzeiten 30 Mann beschäftigen. Während 40 Jahren stecke Hanspeter Zingre sein ganzes Herzblut in die Firma. Vor fünf Jahren hatte er einen Herzinfarkt. Seither ist die ältere seiner zwei Töchter, Annabel Zingre (41), Geschäftsführerin. Annabel ist gelernte Innenarchitektin und als solche fachfremd im Chaletbau. Sie ist froh, jeweils bei ihrem Vater anklopfen zu können, wenn sie einen Rat braucht.
Seit in Krafttreten der Zweitwohnungsinitiative hat sich die wirtschaftliche Lage für den Chaletbau im Saanenland verschärft. Während Vater Hanspeter Zingre Chalets von A-Z entwerfen und bauen konnte, sind es für Annabel eher kleinere Innenausbau-Projekte, mit denen sie ihre 13 Mitarbeiter entlöhnen muss.
Hanspeter Zingre möchte sich mehr zurückziehen und spürt eine Erleichterung, dass er die Führung des Unternehmens abgeben kann. Auf Annabel hingegen kommen schwierige Zeiten zu, in denen sie Managerin des Familienbetriebs und der eigenen Familie ist. Sie hat zwei Mädchen im Primarschulalter und einen Ehemann, der ebenfalls selbstständig ist. Weniger Aufträge, Leistungsdruck und ihre Gesundheit machen ihr zu schaffen.
Können die Jungen das wirklich?
Der Luzerner Peter Eltschinger (66) hat als Koch angefangen und eine Tellerwäscherkarriere hingelegt. Seine «Remimag AG» machte letztes Jahr einen Umsatz von mehr als 70 Millionen. Heute ist Peter Eltschinger Unternehmer und Patron von über 30 Restaurants und Hotels. Er führt 700 Mitarbeiter.
Aus erster Ehe hat er drei Söhne. Die älteren beiden Florian (38) und Bastian (37) Eltschinger sind als Geschäftsführer vor ein paar Jahren eingestiegen und wären bereit, ihren Vater abzulösen.
Doch Peter Eltschinger hat Mühe, seine Rolle als Patron aufzugeben. Welche Aufgabe erwartet ihn, wenn er seinen Jungen das Feld überlässt? Hat er überhaupt noch eine Aufgabe?
Florian und Bastian drängen ihren Vater, endlich loszulassen. Sie möchten ihn aus dem Büro und den Alltagsgeschäften raus haben, doch sie sind dabei keineswegs siegessicher. Wird ihr Vater jemals übergeben können?
Wann modernisiert die Mutter?
Anna-Maria Kössler (66) eröffnete vor 20 Jahren eine Secondhand-Boutique in Dornach bei Basel. Sie hat eine grosse Leidenschaft für Mode und näht viele ihrer Kleider selbst. Ihr einziges Kind, Tochter Isabella Kössler (28), stieg vor vier Jahren nach einem Bachelor in Betriebsökonomie ins Secondhand-Business der Mutter ein. Kösslers besitzen mittlerweile vier Boutiquen in Basel und Solothurn. Drei davon führt Tochter Isabella.
Das Gespür für Mode haben beide gleichermassen. Beim Geschäften prallen aber zwei grundverschiedene Welten aufeinander. Die Mutter weigert sich, das von der Tochter benützte Computersystem einzuführen. Sie macht lieber alles von Hand – Buchhaltung, Anschreiben der Kleider, Inventur. Zudem ist Isabella am Anschlag, was die Bewältigung der Arbeit angeht. Sie steht Tag und Nacht in den Läden oder sitzt im Büro und dennoch rentiert das Business kaum. Sie möchte wissen, wann ihre Mutter genau aufhören will. Sie will planen können. Doch Mutter Anna-Maria kann und will ihr einen solchen Plan nicht geben. Wie lange wird Isabella Kössler noch so weitermachen?
Das liebe Geld
Edgar Schnyder (58) hat vor 31 Jahren ganz klein angefangen, als Töffmechaniker in seiner privaten Garage. Heute ist sein Geschäft «Schnyder corse» ein Ducati Exklusivhändler. Seine Ehefrau Margrit Schnyder (55) und Tochter Natalie Schnyder (28) arbeiten ebenfalls im Betrieb und kümmern sich um Buchhaltung und Verkauf. Edgar Schnyder möchte sich vermehrt seinem Hobby, dem Reiten, widmen und allenfalls nach Portugal auswandern. Schnyders haben noch einen Sohn, der aber, wie auch die Tochter Natalie, kein Interesse hat, das Geschäft zu übernehmen.
So ist es ein Glücksfall, dass Schnyders ehemaliger Lehrling Samuel Seliner (24), ein Bauerssohn aus Schänis, das Geschäft führen und sogar kaufen möchte. Seliner ist bereits Geschäftsführer und leidenschaftlicher Mechaniker.
So weit so gut, wären da nicht knapp 2 Millionen, die der junge Seliner auftreiben muss. Die GmbH beinhaltet eine Hypothek von 700 000 Franken. Zudem muss der genaue Verkaufspreis mit Edgar Schnyder ausgehandelt werden und schliesslich so viel Eigenkapital zusammen kommen, damit Samuel Seliner von der Glarner Kantonalbank einen Kredit bekommt. Schafft es der junge Mechaniker genügend Investoren zu finden?
Hinzu kommt, dass Schnyder und Seliner immer wieder aneinander geraten. Immer noch arbeiten sie zusammen unter einem Dach. Die Gemüter sind erhitzt. Und auch innerhalb der Familie Schnyder kriselt es.