SRF DOK: Im Dokfilm wird unter anderem am Beispiel der Hilfsarbeiten des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) gezeigt, mit welchen Problemen die Hilfswerke in Nepal kämpfen. Trifft dies auf alle Projekte zu?
Tony Burgener: Das Projekt des SRK zeigt mögliche Probleme auf. Es gibt aber nicht nur Probleme. Die nepalesische Regierung hat die Regeln erlassen, dass jedes internationale Hilfswerk mit einer nationalen NGO zusammenarbeiten muss, und dass nicht mehr als einer oder zwei internationale Mitarbeiter im Land geduldet sind.
Dies führt dazu, dass man auf den Baustellen nur nepalesischen Ingenieuren, Architekten, Inspektoren und Handwerkern begegnet. Das Schweizer Hilfswerk muss bei der Qualitätskontrolle, Koordination und der Ausbildung der Maurer mithelfen. Es ist erfreulich festzustellen, dass dieser Paradigmenwechsel zu mehr lokaler Arbeit in Nepal weit besser klappt, als dass es der Bericht aufzeigt.
Wie stellt die Glückskette sicher, dass die Hilfsgelder effektiv eingesetzt werden?
Unser Qualitätsmanagement kennt auch für die Projekte in Nepal mehrere Stufen. Alle Projekteingaben werden schon vor der Vergabe von Experten geprüft. Die Partnerorganisationen müssen aufzeigen, wie sie mit möglicher Korruption umgehen und wie sie bei der Vergabe von Aufträgen vorgehen und alle administrativen Prozesse kontrollieren.
All diese Schritte werden während der gesamten Projektdauer regelmässig von den Partnerhilfswerken rapportiert und von der Glückskette im Rahmen von regelmässigen Projektbesuchen und Evaluationen kontrolliert.
Wie viele der Spendengelder wurden bereits eingesetzt?
Für die Nothilfe wurden in den ersten Wochen über sieben Millionen eingesetzt. Damit konnten die dringendsten Bedürfnisse vieler Erdbebenopfer abgedeckt werden und es entstandenprovisorische Einrichtungen für Schulen und Gesundhei.
Für den Wiederaufbau von rund 30 Schulen, hunderten von Einfamilienhäusern, mehreren Gesundheitszentren, die Ausbildung von bis zu tausend Maurern sowie mehreren Kilometern von Bewässerungskanälen sind mittlerweile weitere 17 Millionen gesprochen worden.
Bis wann sollen die restlichen Spendengelder eingesetzt werden?
Alle Gelder werden voraussichtlich bis Ende 2019 eingesetzt und die Projekte dann auch abgeschlossen sein. Der Restbetrag, welcher jetzt noch zur Verfügung steht, wird zur Weiterführung von schon laufenden Programmen eingesetzt: mehr Schulen, mehr Wohnhäuser, mehr Gesundheitszentren, mehr Ausbildung, zusätzliche Bewässerungskanäle.