10. Mai 2012, Hotel Savoy in Zürich: Der Medienpreis für Finanzjournalisten 2012 geht an Reto Gerber und Andreas Kohli. Die 19-köpfige Jury zeichnet damit den «ECO»-Beitrag «Staatsbankrott – ein Fiasko mit Tradition» aus.
Aus der Laudatio:
«Der Beitrag beruhigt und verunsichert gleichermassen: Er «beruhigt», weil wir mitgeteilt bekommen, wie viele Staaten bereits den einen oder anderen Staatsbankrott hinter sich gebracht haben – und diese Staaten sind, zumindest in der Neuzeit, dennoch auf der politischen Landkarte geblieben.
Der Beitrag «verunsichert» aber auch: Es wird deutlich, wie lasch und lax politische Verantwortungsträger mit den ihnen übertragenen finanziellen Aufgaben umgegangen sind und auch heute umgehen. Und es wird deutlich, wie Politiker das Kapital und Vermögen anderer – zum Teil in einer hemmungslosen Weise – vernichten, und wie sie damit in die Lebensplanung von zahllosen Menschen massiv eingreifen.
(...) Dem Autorenteam Reto Gerber und Andreas Kohli gelingt es in überzeugender Weise, das Thema Staatsbankrotte zu thematisieren. Die historische Rückschau macht deutlich: Die staatliche Zahlungsunfähigkeit ist wahrlich kein neues Phänomen. Deutlich wird aber auch, dass aufgrund von Globalisierung und Vernetzung die Folgen von Staatsbankrotten heute existentieller werden könnten als bis anhin bekannt. Die Euro-Krise ist eben keineswegs ausgestanden, und Kettenreaktionen sind durchaus vorstellbar.
Die Jury war übereinstimmend sehr überzeugt von diesem gut gestalteten und exzellent bebilderten Beitrag. Ein kompliziertes Thema wird einem breiten Publikum in überzeugender und kompakter Weise nahe gebracht. Der im Magazin «ECO» erschienene Beitrag verdient daher höchstes Lob. Zugleich soll mit dieser Preisverleihung der gesamten Redaktionsmannschaft von «ECO», die jüngst ihre 200. Sendung ausstrahlen konnte, Anerkennung für ihr überzeugendes journalistisches Wirken zugesprochen werden.»
Der ausgezeichnete Bericht: Staatsbankrott – ein Fiasko mit Tradition
Mitglieder der deutschen Regierung haben ein Tabu gebrochen und halten neuerdings einen Staatsbankrott Griechenlands für realistisch. Europa hält den Atem an – man könnte meinen, der Pleitegeier hätte Staaten bislang verschont. Keineswegs: Der Staatsbankrott ist in der Geschichte von Nationen eher die Regel als die Ausnahme. Umso erstaunlicher, dass Anleger noch immer glauben, eine Investition in Staatsanleihen sei sicher.