Weil vielerorts Kiesgruben und Flüsse leer gebaggert sind, hat sich der Schwerpunkt der Förderung auf die Meere verlagert. Manche Länder wie Dubai oder Singapur haben ihre eigenen Sandreserven bereits aufgebraucht und sind auf Importe angewiesen.
Dubai importiert Sand aus Australien, Singapur bedient sich in Vietnam, Kambodscha oder Indonesien. «Bedient» deshalb, weil der Stadtstaat offenbar dazu übergegangen ist, Sand aus diesen Ländern zu schmuggeln.
Das Geschäft mit Sand ist derart lukrativ, dass sich in Singapur und in Indien bereits eine Sand-Mafia etabliert hat. Auch in Nordafrika leben Menschen vom illegalen Sandabbau.
Schweiz deckt Bedarf zu 90 Prozent selbst
Glücklicherweise ist die Schweiz nicht auf Meeressand angewiesen. Sie kann ihren Bedarf von rund 40 Millionen Tonnen pro Jahr grösstenteils mit Sand aus dem eigenen Land decken. Nur gerade zehn Prozent muss sie aus angrenzenden Ländern wie Deutschland oder Frankreich importieren.
Die mehrheitlich von Familienunternehmen geprägte Branche hat mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Weil der Rohstoff hierzulande in grossem Masse vorhanden ist, ist er günstig zu haben. Und trotz boomender Baukonjunktur und voller Auftragsbücher hält der Preiszerfall weiter an. Der Grund: Die Baustoff-Firmen unterbieten sich gegenseitig und beschleunigen auf diese Weise die Konsolidierung.
Heikler Abbau von Meeressand
In der Schweiz wird der Sandabbau mit Argusaugen von Behörden und Umweltverbänden überwacht. Strenge Umweltauflagen verhindern einen unkontrollierten Eingriff in die Natur. Das Gegenteil ist der Fall beim Abbau von Meeressand: Er hat dazu geführt, dass sich weltweit Strände zurückbilden, ganze Inseln vom Meer verschluckt und Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt wurden.
Dabei gibt es Alternativen zu Meeressand: Recycling-Glas hat – fein zerkleinert – die gleichen Eigenschaften wie Sand und könnte zur Herstellung von Beton verwendet werden. Allerdings kostet Recycling-Sand deutlich mehr als herkömmlicher Meeressand.