Dass nicht jede Stelle eines Feldes dieselbe Erde und «Qualität» hat, sieht auch eine Person ohne Fachwissen schnell: zum Beispiel, wenn der Weizen in einigen Regionen des Feldes etwas grösser gewachsen ist als in den anderen Bereichen. Würde der Bauer bei der Ernte permanent den Ertrag der soeben bearbeiteten Fläche notieren, wüsste er danach exakt, welche Stellen im Feld mehr oder weniger fruchtbar sind.
Sensoren, Daten - und GPS
Genau das ist eine der Kern-Ideen von «Precision Farming»: Sensoren an der Erntemaschine messen verschiedene Werte des Bodens, zum Beispiel die Feuchtigkeit, registrieren den Ertrag und loggen ihn zusammen mit den genauen Positionsdaten des soeben geernteten Stückchen Feldes in einer Datenbank.
Genau bedeutet dabei: auf ein bis zwei Zentimeter. Damit die Erntemaschine jederzeit weiss, wo sie ist, ist ein Empfänger eingebaut, der die Positionsdaten von den GPS-Satelliten registriert. Um die gewünschte Genauigkeit zu erreichen, wird dabei das Signal per RTK-Vermessung korrigiert.
Jeder Fleck Feld zählt
Aus den Daten erhält der Landwirt schliesslich eine Karte, auf der er sehen kann, in welchen Regionen der Ertrag wie hoch war. Diese Daten kann er nun nutzen, um im nächsten Jahr beispielsweise die Düngemaschine flexibel zu steuern. Damit ist sie in der Lage, auf jenen Feldabschnitten, bei denen der Ertrag im Herbst hoch war, eher weniger zu düngen – das spart Geld. Dort, wo das Wachstum der Pflanzen unterdurchschnittlich ausfiel, bringt sie mehr Dünger an – das gibt mehr Ertrag. Im Idealfall.
«Berechnen, wie viel Dünger ich wo auf dem Feld ausbringe ist das eine. Das andere ist der Zeitpunkt», meint Hanspeter Lauper, Lohnunternehmer im Bieler Seeland und Pionier bei «Precision Farming». Der optimale Zeitpunkt hängt vom Wetter ab, zum Beispiel, ob es bald regnen wird. Und um die Wetterlage zu beurteilen, braucht es viel Bauch-und Fingerspitzengefühl – Daten hin-oder her, meint Lauper: «Da ist der Bauer, der genau weiss, wann in seiner Region der Regen kommt, unter Umständen viel genauer als die durch Sensoren erhobenen Ernte-Daten.»
In der Schweiz noch keine gängige Technologie
Das ist einer der Gründe, wieso sich «Big Data» in der Schweizer Landwirtschaft noch nicht durchgesetzt hat, obwohl die Technologie bei den grossen Landmaschinenhersteller wie Claas oder John Deere vorhanden ist.
«Das braucht noch ein paar Jahre Zeit» meint Lauper. Ein anderer Grund sei die Software. Sie sei noch zu wenig benutzerfreundlich, meint Experte Lauper und befinde sich auf einem Stand «in etwa so, wie das erste Windows-Betriebssystem».
Dass aber auch Landwirte in Zukunft mehr auf Daten setzen werden, ist für Hanspeter Lauper keine Frage. Vor allem im überbetrieblichen Einsatz, also bei Gemeinschafts-Maschinenparks oder bei Lohnunternehmern. Sie können die Datenerhebung und Analyse ihren Kunden als Mehrwert-Dienste anbieten und so die Investitionen in die neue Technologie schneller amortisieren.
Traktoren per GPS lenken
Schon weiter verbreitet sind in der Schweiz GPS-gestützte Lenksysteme, dank denen ein Traktor beim Bestellen eines Feldes selbst die optimale Spur halten kann. Lauper schätzt, dass jeder zwanzigste neue Traktor damit ausgestattet ist. Traktoren, die selbst die Spur halten können, entlasten den Fahrer. Und sie helfen Kosten sparen, weil durch die zentimetergenaue Präzision kein Bereich eines Ackers doppelt mit Saatgut oder Dünger versorgt wird.
Wie der Traktor-Autopilot funktioniert, zeigt das Video oben.