«Warum gibt es in den Ost-Staaten mehr Frauen in den Naturwissenschaften als im Westen?» fragt die Astrophysikerin Kathrin Altwegg die Mathematikerin Anna Beliakova.
Anna Beliakova ist 45 Jahre alt und kommt aus Weissrussland. Seit neun Jahren ist sie Professorin für Mathematik an der Uni Zürich – die einzige in ihrem Fach. Gesamtschweizerisch gibt es ganze zehn Mathematik-Professorinnen. In Minsk studierte sie zuerst Physik. In ihrer Heimat war es ganz selbstverständlich, als Frau ein solches Fach zu wählen. Weil ihr aber in der Physik die Beweise fehlten, hängte sie ein Mathe-Studium an. Anna Beliakova hat zwei Kinder im Teenageralter. Von ihrem Mann, einem Physiker, lebt sie getrennt. Je nach mathematischem Projekt gibt es zwei, drei Menschen weltweit, mit denen sie sich austauschen kann – eine ziemlich einsame Arbeit.
Bisherige Fragen:
«Was ist das Besondere an Ihrem Kometen-Projekt?» fragt Chemikerin Cristina Nevado die Astrophysikerin Kathrin Altwegg.
Kathrin Altwegg ist Astrophysikerin an der Uni Bern und Chefin eines 60-Millionen-Projekts der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Ein aussergewöhnliches Projekt, nicht nur, weil es hier auch Chefinnen gibt. Erstmals fliegt eine Weltraumsonde nur mit Solarenergie betrieben zu einem Kometen, 800 Millionen Kilometer entfernt von der Erde. Seit 2004 ist die Sonde unterwegs und soll in einem Jahr auf den Kometen treffen. Altweggs Instrumente auf der Sonde werden das Gasgemisch und die Gaskonzentration des Kometenschweifs messen. Kathrin Altwegg ist 61, sie stammt aus einer Akademikerfamilie und hat es geschafft, Professorin im Teilzeitpensum zu sein.
«Was treibt Sie an, sieben Tage die Woche zu arbeiten?» fragt Biologin Anne Spang die Chemikerin Cristina Nevado.
Cristina Nevado wurde schon als 30-Jährige als Assistenzprofessorin nach Zürich berufen. Mittlerweile ist sie seit sechs Jahren Professorin für organische Chemie an der Universität Zürich. Sie beschäftigt sich mit synthetischen Molekülen – Gold dient ihr dabei schon mal als Katalysator. Cristina Nevado stammt aus Madrid und ist 36 Jahre alt. Sie wusste schon im Gymnasium, dass sie Chemie studieren wollte, die Welt der Moleküle hatte es ihr angetan – und zudem sah ihr Chemielehrer im Gymnasium ziemlich gut aus.
«Was war die wichtigste Entscheidung für Ihren Erfolg?» fragt Physikerin Ursula Keller die Biologin Anne Spang.
Anne Spang (im Bild) ist seit acht Jahren Professorin für Biologie am Biozentrum der Universität Basel. Sie ist 45 Jahre alt, stammt aus Deutschland und hat weder Kinder noch eine Partnerschaft. Ihre Leidenschaft ist die Zellbiologie. Dafür arbeitet sie 60 bis 80 Stunden in der Woche. Noch immer steht sie am liebsten selbst im Labor – unüblich für ihre Position. Ihre Zellforschung liefert Grundlagen für neuartige und effiziente Wirkstoffe gegen Krankheiten wie Alzheimer oder Krebs.
«Was war die schwierigste Phase Ihrer Karriere?» wollte die Mathematikerin Anna Beliakova von der Physikerin Ursula Keller wissen.
Ursula Keller ist 54 Jahre alt und seit 21 Jahren Professorin für Physik an der ETH Zürich. Sie ist die erste Frau der Hochschule, die für ein naturwissenschaftlich-technisches Fach berufen wurde. Mit ihrer Forschung hat sie die Lasertechnologie revolutioniert. Auf diesem Gebiet hat sie bahnbrechende Entdeckungen und zahllose Erfindungen gemacht. Im Moment forscht sie an der genausten Uhr der Welt, die unvorstellbar kleine Zeiteinheiten messen kann. Ihr Mann ist ebenfalls Akademiker. Sie hat zwei Kinder.