In Winterthur entsteht für die Stadtverwaltung und die Axa Winterthur ein riesiges Gebäude mit dem Namen Superblock. Rund 28'000 Quadratmeter Fläche müssen betoniert werden. Solche grossflächigen Betondecken sind im Normalfall enorm schwer. Mit einem neuen Verfahren baut die Schweizer Firma Cobiax kugelförmige Hohlkörper aus Plastic in der Grösse von Wassermelonen in den Beton ein.
«Bei solchen Grossprojekten machen diese Bälle durchaus Sinn», erklärt Hugo Meier, Geschäftsführer von Cobiax, «denn Betondecken haben mit Abstand den grössten Gewichtsanteil im Rohbau.» Mit den eingebauten Bällen könne das Gewicht substanziell reduziert werden. Das Resultat sei eine bessere Statik und Wirtschaftlichkeit. Aber auch der Beton selbst braucht in der Herstellung viel Energie. Gemäss Meier werden die umwelttoxischen Schadstoffe und Klimagase wie CO mit der neuen Methode um 20 Prozent reduziert.
Es entstehen riesige Räume
Das Verfahren ist einfach: Stapelweise werden die Bälle angeliefert, eingefasst in ein feines Stahlgerüst. Die Bauarbeiter verteilen sie in regelmässigen Abständen auf die Eisenarmierungen. Danach übergiessen sie die Bälle mit Beton. Die so entstehenden Hohlräume führen zu einer Gewichtseinsparung von rund 35 Prozent. «Leichtere Decken ermöglichen grosszügige Raumkonzepte. Sie erlauben weniger Stützen und tragende Wände. Es entstehen riesige Räume», sagt Meier.
Geeignet ist das Verfahren vor allem bei grossen, zusammenhängenden Flächen. Die Bälle zu verlegen ist mit einem Mehraufwand für die Bauunternehmer verbunden. Deshalb verzichten sie bei kleineren Betondecken noch auf den Einsatz der neuen Methode. Die Baubranche hat ausserdem Angst vor Umsatzeinbussen, wenn ein Teil des Betons plötzlich durch Plasticbälle ersetzt wird.
Schweizer Firma auf Expansionkurs
Der grosse Durchbruch des neuen Verfahrens in der Schweiz ist bis heute nicht gelungen. Nicht zuletzt, weil das schweizerische Bauwesen stark an traditionellen Methoden festhält. Zum Einsatz kamen die bunten Bälle aber bereits beim Basler St. Jakobsturm und beim Uefa-Hauptsitz in Nyon.
Wichtig ist der internationale Baumarkt. Bereits jetzt sind die leichten Schweizer Betondecken – wenn bisher auch nur vereinzelt – weltweit zu finden. In Deutschland verfügt die Herstellerfirma über eine Niederlassung und seit kurzem auch in Singapur. Und schliesslich eröffnet der Bauboom in Südostasien ganz neue Perspektiven.