Schweizer Ingenieurs-Know-how ist gefragt, vor allem beim Schiffsbau. Grösster heimischer Player ist hier der Technik-Konzern ABB. Er baut in Baden Turbolader aller Art, vor allem auch schon lange für grosse Schiffe (Cargo und Kreuzfahrt) – die Marine-Industrie ist bis heute ein wichtiges Segment für das Unternehmen. Bei diesem Geschäftszweig blickt die ABB auf hundert Jahre Erfahrung zurück.
Der Turbo – eine Schweizer Erfindung
Der Winterthurer Ingenieur und Nationalrat Alfred Büchi hat 1905 das Turbo-Prinzip für eine «hochaufgeladene Verbundmaschine» zum Patent angemeldet. Büchi arbeitete in der Folge schon früh mit der damaligen Brown-Boveri-Company zusammen, aus welcher die heutige ABB entstand. Bereits 1926 wurde der erste Turbolader in ein Schiff eingebaut.
Schiffsturbos funktionieren wie herkömmliche Turbos, einfach in grösseren Dimensionen: Die Luft wird angesaugt und verdichtet, dadurch steigert sich die Motorenleistung. Die heisse Abluft des Motors treibt eine Turbine an, die über eine Welle mit dem Verdichterrad verbunden ist. Ein ABB-Schiffsturbo verbessert die Leistung eines Dieselverbrennungsmotors um das Vierfache. Gerade bei grossen Antrieben sind Turbolader heute unumgänglich, um überhaupt genug Schub zu bekommen. Moderne Kreuzfahrtschiffe haben heute Motoren, die bis 100'000 PS erzeugen können.
In unserer Historie haben wir rund 200'000 Turbolader ausgeliefert. 60% davon für die Marine-Industrie – sie ist ein wichtiges Segment für uns.
Digitalisierung, auch bei der Turbo-Entwicklung
«Einstein» hat mal genauer bei «ABB Turbo Systems» in Baden reingeschaut. Noch immer sind Entwicklung, Produktion und Montage fest in Baden verankert. An diesem Traditions-Werkplatz erfahren wir bei unserem Besuch, dass aber auch hier die Digitalisierung die Zukunft mitbestimmt: Nebst automatisierten Prozessen, wird mit Sensoren immer mehr Informationen über das Innenleben der Turbos im Betrieb gesammelt. Die Schaufel-Enden der Turbinen sind Kräften bis 170'000 G ausgesetzt.
Die ABB ist aber auch bei den grossen Schiffsantrieben ganz vorne mit dabei, mit den sogenannten «Azipods». Diese werden heute quasi standardmässig in fast jedes moderne Kreuzfahrtschiff eingebaut. Beim Azipod-Antrieb sind die Schiffsschrauben auf zwei unabhängig voneinander, 360 Grad drehbaren Aufhängungen montiert. Dies erlaubt noch genaueres und effizienteres Manövrieren der Kolosse.
Schweizer Zulieferer sind sehr gefragt
Auch andere Schweizer Betriebe sind dick im Schiffbaugeschäft dabei: Der Technologiekonzern Georg Fischer etwa mischt in der Sparte «Piping Systems» erfolgreich mit: So hat das Unternehmen ein Produkt zur einfachen Verlegung von Rohrleitungssystemen auf dem Markt, das gerade im Schiffbau gut ankommt. Erst im März konnte Georg Fischer einen 5-Jahres-Vertrag für Aufträge über 40 Millionen Euro mit französischen Schiffsbauern abschliessen.
Oder ein Dienstleister wie «sea chefs», mit Hauptsitz in der Schweiz: Die Firma hat sich als ein führender Anbieter im Bereich Hotel-, Restaurant- und Crewmanagement auf die Kreuzfahrtbranche spezialisiert. Und wie unsere Recherchen ergaben, steht in fast jedem Kreuzfahrtschiff mindestens ein Schweizer Pâtissier in der Küche – aber nicht nur dort.