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Die drei Moderatorinnen am Eurovision Song Contest: Sandra Studer, Michelle Hunziker und Hazel Brugger
Legende: Das Moderations-Trio für den ESC: Sandra Studer, Michelle Hunziker und Hazel Brugger SRF / Mirjam Kluka

Die ESC-Hosts im Interview Michelle Hunziker: «Den ESC zu hosten ist wie Bungee Jumping»

Es ist der wohl attraktivste Moderations-Job in Europa: Mitte Mai moderieren Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer den Eurovision Song Contest. SRF 3 hat die drei Hosts zum digitalen Interview-Call getroffen.

Hazel Brugger, Michelle Hunziker, Sandra Studer

Moderationstrio ESC

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Hazel Brugger (31) ist Comedienne und Moderatorin, unter anderem bis 2020 für die «heute-show» des ZDF. Sie wurde mit mehreren Comedy-Preisen ausgezeichnet. Gemeinsam mit Sandra Studer führt Hazel Brugger am ESC bereits durch die beiden Halbfinal-Shows.

Michelle Hunziker (48) ist Model und Moderatorin. Seit Jahren moderiert sie Fernsehshows in Italien, der Schweiz und Deutschland, darunter 2009 bis 2011 auch «Wetten, dass...?». Beim ESC führt sie durch die Finalshow am 17. Mai 2025.

Sandra Studer (56) nahm 1991 am ESC teil und wurde Fünfte. Danach kommentierte sie mehrere Jahre den ESC fürs Schweizer Fernsehen. Zudem moderierte sie für SRF den «Swiss Award» oder auch die «Sports Awards». Am ESC führt sie gemeinsam mit Hazel Brugger bereits durch die beiden Halbfinal-Shows.

SRF: Noch gut einen Monat bis zum Eurovision Song Contest – träumt ihr schon davon?

Michelle Hunziker: Jede Nacht. Schon früher habe ich davon geträumt, den ESC zu moderieren. Und nun ist es bald soweit. Ich kann es kaum erwarten.

Sandra Studer: Ich staune, dass ich bisher noch nicht vom ESC geträumt habe. Früher hatte ich regelmässig klassische Moderatorinnen-Albträume, wie ich von einer Bühne falle oder in die Kamera schaue, ohne dass ich weiss, welche Sendung ich moderiere.

Ich habe am meisten Angst, dass ich vor lauter Nervosität die Basics vergesse. Zum Beispiel, was ‹Fünf› auf Englisch heisst.
Autor: Hazel Brugger

Hazel Brugger: Ich habe keine Albträume, dafür Ohrwürmer. Häufig auch mehrere gleichzeitig. Auch, weil ich mittlerweile mehrere Playlists mit aktuellen und früheren ESC-Songs höre. So haben meine beiden Töchter auch Abba kennengelernt.

Ihr moderiert auf Englisch vor rund 160 Millionen Menschen. Wie steht es um das Lampenfieber?

Hunziker: Ich stelle mir das wie Bungee Jumping vor. Wenn du oben stehst und springen sollst – dann fragst du dich: «Warum mache ich das eigentlich?» Aber sobald du fliegst, ist es wunderschön.

Brugger: Ich habe am meisten Angst, dass ich vor lauter Nervosität die Basics vergesse. Zum Beispiel, was «Fünf» auf Englisch heisst.

Wir haben beim Kennenlernen als Erstes über unsere Kinder gesprochen. Unser gemeinsamer Gruppen-Chat heisst daher auch ‹ESC-Mutti-Tasking›.
Autor: Sandra Studer

Studer: Das Gute ist ja, dass wir nicht alleine auf der Bühne stehen. Es hilft, dass ich Hazel und Michelle neben mir habe.

Brugger: Nicht zu viel verraten, Sandra. Vielleicht sind wir auch über und unter dir.

Wie bereitet ihr euch eigentlich vor? Sandra lebt in der Schweiz, Hazel in Frankfurt und Michelle in Mailand. Das wirkt etwas wie eine durchorganisierte Patchwork-Familie?

Brugger: Dank einem gemeinsamen Gruppenchat geht das gut. Ich nerve dabei die anderen mit meinen GIFs. Der Chat nennt sich «ESC-Mutti-Tasking»

Studer: Wir haben beim Kennenlernen als Erstes über unsere Kinder gesprochen. Nach 30 Sekunden haben wir festgestellt, dass wir gemeinsam acht Töchter haben. Das Thema «Kinder» poppt immer wieder auf, darum Mutti-Tasking.

Brugger: Das Profilbild des Chats ist die Escape-Taste «Esc» von der Computer-Tastatur.

‹Freakig› ist ja nicht per se negativ. Für mich bedeutet dies Freiheit und Fröhlichkeit.
Autor: Michelle Hunziker

Der ESC wird heute auch als Freakshow bezeichnet. Die Musik stehe gar nicht mehr im Zentrum. Wie nehmt ihr diese Entwicklung wahr?

Hunziker: «Freakig» ist ja nicht per se negativ. Für mich bedeutet dies Freiheit und Fröhlichkeit. Es ist schön zu sehen, wie die verschiedenen Länder ihre Kultur auf die Bühne bringen. Die Vielfalt ist doch das, was den ESC so gross macht.

Studer: Die Art des Wettbewerbs hat sich in den vergangenen Jahrzehnten allerdings verändert. Früher war es ein Komponistinnen- und Komponisten-Wettbewerb. Es ging darum, ein Lied zu bewerten. Mit der Zeit wurde es zu einem Wettbewerb von Interpretinnen und Interpreten und heute geht es viel stärker als früher um die Show. Darum finde ich es auch schön, wenn es immer noch Länder gibt, welche den Song in den Mittelpunkt stellen. Aber der Mix aus allem ist doch das Schönste an diesem Wettbewerb.

Der ESC wird auch immer wieder für politische Botschaften genutzt – im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine oder mit dem Gaza-Konflikt. Stört euch das?

Brugger: Es ist keine Überraschung, dass in einer hochpolitisierten Welt diese Plattform auch dafür genutzt wird. Ich hoffe aber, dass sich alle das Motto «United By Music» zu Herzen nehmen. Im Zentrum stehen Menschen mit Gefühl, die eine Geschichte zu erzählen haben.

Hunziker: Wir wollen Kulturen und Werte zusammenbringen. Der ESC wird zwar immer wieder politisiert, dies ist aber nicht die Schuld des ESC.

Studer: Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass der erste ESC 1956 in der Schweiz als Friedensprojekt lanciert wurde. Beim ESC steht die Musik als gemeinsame verbindende Sprache im Zentrum.

«Ein bisschen Frieden» hat die deutsche Sängerin Nicole schon 1982 gesungen und damit den ESC gewonnen. Das würde also auch heute passen?

Studer: «Ein bisschen» würde heute nicht mehr reichen.

Brugger: «Extrem viel Frieden», müsste Nicole vermutlich singen.

Eure ESC-Woche in Basel ist durchgetaktet. Könnt ihr auch mal durchschnaufen?

Studer: Hazel und ich wollen Basel mit dem Velo erkunden.

Brugger: Sandra fährt, sie trägt einen roten Kapuzen-Pullover. Ich sitze, eingehüllt in einer weissen Decke, im Körbchen.

Hunziker: Ich reise dann fürs Finale von Italien nach Basel und bringe euch feine Sachen mit.

Brugger: Parmesan und Espresso wäre super, danke!

Das Gespräch fand im Rahmen eines digitalen Pressetermins statt und wurde seitens SRF von Moritz Conzelmann begleitet.

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Radio SRF 3, 7.4.2025, 7.10 Uhr ; 

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