Folge 1: Rossinellis Musik, Federers Angst und Baschis Hadern zwischen Basel und Möhlin
«Ich suche die Veränderung. Wenn der Lebensstrom immer gleich verläuft, langweile ich mich.» Dass es nicht dazu kommt, verdankt Anna Rossinelli ihrem Job. Die Basler Musikerin mag die unkonventionellen Orte am Rhein. An einem taucht zufällig auch Tennis-Legende Roger Federer auf. Der aber schaut ihn sich lieber nur an: «Ich gehe nicht im Rhein baden, ich habe Angst davor.»
In der Nähe von Möhlin zeigt Sänger Baschi wiederum Mut und springt aus etwa zehn Metern von der Holzbrücke Bad Säckingen. Und verrät, dass er keinesfalls angekommen ist im Leben: «Erfolg mit Musik, Tonstudio in der Nähe, verheiratet, alles verläuft stromlinienförmig. Trotzdem hadere ich damit, was ich überhaupt noch machen will im Leben.»
Folge 2: Wasserkraft in Eglisau und Schicksalsschläge nahe Schaffhausen
«Der Rhein ist das Wetter in seiner ausgeprägtesten Form.» Peter Wick ist fasziniert vom imposanten Wasserkraftwerk in Eglisau. Der Wetter-Moderator lebt seine Leidenschaft fürs Mikrofon gleich von zu Hause aus – an einem der idyllischsten Orte des Kantons Zürich. Weiter oben dröhnt einer der drei grössten Wasserfälle Europas.
Hinter (bzw. vor) dem Rheinfall sieht man überall auf dem Wasser die traditionellen Fortbewegungsmittel der Region: den Weidling. Seit ihrer Kindheit fährt Irmela Pfalzgraf damit gegen den Strom: «Weideln hat etwas Meditatives, zugleich gibt es mir Kraft.» Diesen Ausgleich braucht die Feuerthalerin auch. Vor acht Jahren ist ihr siebenjähriger Sohn Silvan an Krebs gestorben.
Folge 3: Selbstbestimmtheit am Untersee und fremde Heimat in Rorschach
«Ich schwimme gerne im See. Mich im Rhein treiben zu lassen, mag ich nicht – ich werde sowieso nicht gerne getrieben.» Die ehemalige SRF-Moderatorin Marion Preuss liebt es, selbstbestimmt zu leben. Basel ist zwar ihre Heimat, die Wahlheimat liegt aber in Stein am Rhein am Untersee. Im pittoresken Städtchen arbeitet die 79-Jährige als Stadtführerin. «Ich bin immer gegen den Strom gegangen im Leben. Hier bin ich angekommen. Hier fühle ich mich wohl.»
Weiter östlich, in Rorschach am Bodensee, geht unser Reporter auf Spurensuche. Seine Cousine Sophia Pfister-Sabatini führt ihn durch die Stadt, in die die italienischen Väter der beiden nach dem zweiten Weltkrieg kamen. Willkommen waren die Italiener hier nicht immer. In Sandro Sabatinis Heimatort Rorschacherberg finden die Cousine und der Cousin das Haus ihrer Vorfahren.
Folge 4: Dialekte, Grenzgänger und Adrenalin
Bertha Thurnherr pflegt nicht nur den einzigartigen Dialekt von Diepoldsau. Die 76-jährige Autorin und Geschichtensammlerin lebt auch eine humane Ethik. «Ich finde, das Gesetz darf nicht über der Liebe stehen.» Die Autorin lebt an der österreichisch-schweizerischen Grenze am Alten Rhein und hilft dort Migrantinnen und Migranten, wo sie nur kann. So wie einst Paul Grüninger, dem in Diepoldsau eine Brücke gewidmet ist. Der Sankt Galler Polizeikommandant rettete dort 1938 und 1939 tausende Juden vor den Nazis und dem Tod.
Mit Gefahr kennt sich auch Marco Büchel aus: «Ich habe beim Basejumpen meinen besten Freund verloren. Das war vor 13 Jahren. Seither habe ich nie mehr einen Fallschirm angezogen. Aber es reizt mich immer noch.» Am südlichsten Punkt von Liechtenstein sinniert der ehemalige Skirennfahrer über Adrenalinmomente und die Lehren im Extremsport. Zum Schluss führt er Redaktor Sandro Sabatini zu seinem Lieblingsplatz mit Sicht über das ganze Rheintal – hoch auf den Fürstensteig. Ein Ort, wo die Grösse des Ländles spürbar wird.
Folge 5: Der Kampf zwischen Intuition und Rationalität
«Ich bin Landquarter und wollte früher diesem Ort am Rhein immer entfliehen. Später, als ich in Düsseldorf dasselbe Wasser beobachtete, merkte ich, wie geprägt ich von meiner Heimat bin.» Schauspieler und Regisseur Gian Rupf entscheidet sich in Reichenau gegen den Vorderrhein und für den weniger bekannten Hinterrhein. Reichenau, der Ort, wo die beiden Rheinflüsse den Alpenrhein ins Leben rufen. Die Viamala-Schlucht hat es Gian Rupf besonders angetan: «Dieser Ort ist wie ein Geburtskanal. Hier erhält das zuerst gemächliche Wasser des Hinterrheins eine neue Information.»
Im zauberhaften Wald «Magic Wood» trifft Sandro Sabatini auf seinen letzten Begleiter: Biobauer und Bergführer Kasimir Schuler, der den «G&G»-Redaktor bis auf das 3402 hohe Rheinwaldhorn führt. Letzterer leidet mittlerweile an Höhenangst und kämpft sich nur mit Mühe und Überzeugung seines Bergführers auf die Spitze: «Komm jetzt. Dort oben entscheidet der Regentropfen, ob er mit dem Rhein bis in die Nordsee will oder auf der anderen Seite bis ins Mittelmeer.»