Beinahe etwas zurückhaltend schreitet er über den roten Teppich am Lido. Das könnte sein Moment werden: Sein neues Kriegsdrama «Hacksaw Ridge» wird gezeigt – und viele der Kritiken sind nicht schlecht. Mel Gibson (60) nimmt sich an den 73. Internationalen Filmfestspielen von Venedig besonders lang Zeit für die Fans und Fotografen. Kein Wunder – arrogante Ausfälle kann er sich nicht mehr leisten.
Schlechte Umgangsformen und antisemitische Einstellungen
Gibson hat in den letzten Jahren vor allem mit antisemitischen Aussagen für Schlagzeilen gesorgt. Zum Beispiel mit seinem Statement nach seiner Festnahme wegen Trunkenheit am Steuer vor 10 Jahren: Das jüdische Volk sei für «alle Kriege dieser Welt» verantwortlich. Anscheinend soll er gar gegenüber dem Drehbuchautor Joe Eszterhas den Holocaust als «absoluten Blödsinn» bezeichnet haben. Dass Gibson Eszterhas dann auch noch als «Wixer» und «Motherfucker» bezeichnet hat, dürfte die Veröffentlichung dieser Aussagen nur noch mehr beflügelt haben.
Vom Hollywoodstar zur Persona non grata
In solchen Momenten wird Gibson wohl den langen Arm Hollywoods vergessen haben. Vergessen, dass auch die Fantasiewelt zu Füssen der Beverly Hills grausam sein kann. Auch zum (damaligen) Star des roten Teppichs. Die Filmcommunity reagiert prompt. Die Angebote gehen zurück. Hollywood boykottiert seine Filme, der Schauspieler wird zur Persona non grata, vom Filmstar zum Nebendarsteller. Der Golden Globe-Träger gewinnt 2015 für seine Nebenrolle in «The Expendables 3» die Goldene Himbeere – als schlechtester Nebendarsteller.
Wenn Gibson nicht ganz von den Schauplätzen des Films verschwinden will, muss er sich ändern. Und zwar schnell. Vielleicht hilft ihm dabei sein neustes Regiestück, das am Screening in Venedig gezeigt worden ist. Und die Italiener sind neben gutem Essen ja auch bekannt für ihre Lockerheit.