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1000. Sendung «Samschtig-Jass» «Am Jasstisch verschwinden alle Unterschiede»

1000 Sendungen in sechs Jahrzehnten: Der «Samschtig-Jass» ist das älteste noch ausgestrahlte Unterhaltungsformat Europas. Was ist das Erfolgsrezept? Und wie entsteht eine Sendung? «Hallo SRF!» hat mit dem Team hinter den Kulissen gesprochen und zeigt die besten «Samschtig-Jass»-Momente im Video.

Sie sind die verborgenen Strippenzieherinnen und -zieher, fernab vom Scheinwerferlicht des «Samschtig-Jass»: Während das Publikum sich auf die 1000. Sendung freut, planen Produzent Michael Bachmann, Produktionsleiterin Sandra Veneri, Redaktorin Nicole Birri sowie Redaktor Tino Zimmermann bereits die nächsten sechs Ausgaben. Das Konzept klingt simpel: eine Moderatorin, ein Schiedsrichter, vier Jasserinnen und Jasser, eine Musikgruppe. Doch wer mit dem Planungsteam des Fernsehklassikers spricht, merkt schnell: In einer Sendung steckt viel Arbeit und Herzblut.

Die Gesichter hinter dem «Samschtig-Jass»

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch! Kein anderes Unterhaltungsformat in Europa läuft bereits so lange wie der «Samschtig-Jass». Was ist euer Erfolgsrezept?

Sandra Veneri: Es ist eine kleine, feine Sendung. Sie dauert nicht zu lang, aber man kann in drei Runden mitraten, mitfiebern. Es gibt einen Promi, den man hautnah entdecken kann. Eine super Moderatorin. Ein Schweizer Musiktalent als Showact. Ich kenne viele, die sagen: «Das verpasse ich nie!»

Tino Zimmermann: Auch sehr wichtig: die verschiedenen Menschen, die am Jasstisch zusammenkommen. Es gibt Prominente, ja, aber die jassen auch mit dem ganz normalen Hans Muster. Am Jasstisch ist man per Du, alle Unterschiede verschwinden. Auch das Mitraten bietet Gesprächsstoff – daheim kann man es ja meistens besser. (Lacht)

Nicole Birri: Dazu kommt, dass vor und hinter den Kulissen so ein gutes Team steht. Jeder gibt alles für den anderen.

Wir wollen Generationen verbinden.
Autor: Sandra Veneri Produktionsleiterin

Was hat sich im Laufe der 1000 Sendungen verändert, was ist gleichgeblieben?

Tino: Es hat sich gar nicht wahnsinnig viel verändert. Natürlich: Früher war es eine Männerangelegenheit. In der ersten Sendung sass keine Frau am Jasstisch. Man hat noch geraucht. Aber die Struktur ist sehr ähnlich geblieben. Die wohl markanteste Änderung: der Schritt raus aus dem Studio. Dort jassen, wo in der Schweiz auch gejassst wird, etwa in einer Beiz. Das kam mit Monika Fasnacht als Moderatorin.

Michael Bachmann: Und in den letzten Jahren haben wir einen moderneren Touch in die Sendung gebracht, allen voran bei den Künstlern. Früher waren die Showacts ausschliesslich volkstümlich. Auch bei der Prominenz haben wir den Rahmen geöffnet. So gibt es auch mal eine Spezialsendung, bei der vier Promis am Jasstisch Platz nehmen. Es ist ein guter Mix.

Sandra: Genau, denn wir wollen Generationen verbinden.

Eine Reise durch die Jahrzehnte

Ihr habt es erwähnt: Der «Samschtig-Jass» lebt auch vom Erlebnis vor Ort. Wie wählt ihr aus, wo die Sendungen jeweils stattfinden?

Michael: Teils melden sich Locations bei uns, wir recherchieren selbst oder bekommen einen Tipp, wie jetzt für die 1000. Sendung. Das war sehr lustig: Rainer Maria Salzgeber war für den «Donnschtig-Jass» auf einer Velotour und kam an der Horseshoe-Braui vorbei. «Das wäre doch was für den ‹Samschtig-Jass›», dachte er sich. Und so sind wir dort gelandet.

Sandra: Wenn man privat in der Schweiz herumreist, dann schaut man immer auch: Könnte das vielleicht etwas für den «Samschtig-Jass» sein? Das lässt sich nicht abstellen. (Lacht)

Wie plant ihr eine Sendung?

Sandra: Die Location haben wir meist ein Jahr vorher. Es folgen viele Abklärungen, etwa die technische «Reko», also Vorerkundung. Wir haben als Redaktion regelmässige Updatesitzungen und klären dort zum Beispiel die Gästeauswahl und die Tagesplanung. Vor Ort sind es dann rund 35 Personen: wir als Redaktion, Jörg Abderhalden, Fabienne Gyr, der Bühnenbau, Kameraleute, Aufnahmeleitungen, die technische Projektleitung, Tontechnikerinnen, Lichtprofis, Requisiteure, ein Tonmeister. Es braucht jeden einzelnen. Für den Telefonjasser muss im Jassmobil oder in einem separaten Raum alles aufgebaut werden.

Michael: Das ist übrigens das bestgehütete offene Geheimnis: dass der Telefonjasser heutzutage vor Ort ist. Denn wenn er gewinnt, muss er ja für die nächste Sendung parat sein – und wir nehmen mittlerweile sechs Sendungen am Stück auf, um Kosten zu sparen. Pro Tag produzieren wir zwei Sendungen. Das fängt am Morgen gegen neun an und geht bis etwa neun am Abend. Aufbauen tun wir zwei Tage vorher, abbauen auch nochmal einen Tag.

Der ‹Samschtig-Jass› ist tief mit Tradition verankert in der Schweiz.
Autor: Tino Zimmermann Redaktor

Welche Erlebnisse aus 1000 Sendungen sind euch persönlich besonders in Erinnerung geblieben?

Nicole: Die 750. Sendung. Das war eine ganz spezielle Jassrunde.

Tino: Oh ja … Eine Puffmutter, eine Nonne, ein Chefarzt und ein Tätowierer. Wie wir vorhin sagten: Beim Jassen sind alle gleich. Die Nonne kann neben der Puffmutter und dem Chefarzt am Jasstisch sitzen und alle haben es gut.

Nicole: Was ich auch nie vergessen werde: Ein Gast – ich sage jetzt mal nicht, welcher – erschien einfach nicht. Er hat sich nicht gemeldet, war nicht erreichbar, wir kamen echt ins Schwitzen. Drei Minuten vor Sendungsbeginn stand er dann doch noch da.

Sandra: Ja, man muss immer spontan und flexibel bleiben ... (Lacht) Ich erinnere mich gern an das Blindenspecial. Wie sie sich die Karten jeweils gemerkt haben und wie positiv sie mit ihrer Einschränkung umgegangen sind, hat mich sehr beeindruckt.

Gewinnen Sie ein Jassböxli der Jubiläumsedition!

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Zur Feier des Jubiläums verlost «Hallo SRF!» drei Jassböxli der limitierten Sonderedition zur 1000. Sendung «Samschtig-Jass».

Das Verlosungsfenster ist geschlossen. Vielen Dank für Ihr Interesse!

Die Ansprüche der Zuschauenden an das Unterhaltungsprogramm verändern sich stetig. Wie blickt ihr in die Zukunft des «Samschtig-Jass»?

Tino: Ich frage mich manchmal, wie sehr die Ansprüche sich wirklich ändern. Ja, man muss es etwas anders verpacken. Aber das Grundkonzept hat sich 57 Jahre bewährt. Der «Samschtig-Jass» ist so tief mit Tradition verankert in der Schweiz.

Michael: Wenn wir mit der Zeit gehen und gleichzeitig das Jass-Spiel als solches bewahren, dann kann es noch lange weitergehen.

Sendehinweis

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Der 1000. «Samschtig-Jass» wird am 4. Januar 2025 um 20.10 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.

Videoschnitt: Tino Zimmermann

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