Es knistert in den Lautsprechern. Dann beginnt der Reporter zu berichten. Von der Elektrizitätsknappheit und den dadurch entstehenden Einschränkungen für die Schweizer Bürgerinnen und Bürger. Von seiner Reise durch das vom Krieg gezeichnete Italien. Aber auch von seiner allerersten Fahrt mit einem Sessellift, auf die er die Hörerinnen und Hörer begeistert wie ein kleiner Bub mitnimmt.
Wer sich online durch das «Echo der Zeit»-Archiv klickt, stösst auf eine bunte Vielfalt an Themen, Persönlichkeiten und Formen der Berichterstattung. Doch eines haben alle Tondokumente gemeinsam: Sie bilden im wahrsten Sinne ein «Echo der Zeit», aus der sie stammen.
Im Archiv gibt es nichts, was es nicht gibt.
Die Tondateien aus den Anfängen des «Echo der Zeit» sind meist keine vollständigen Sendungsaufzeichnungen, sondern Material, welches für die Sendung auf sogenannten Direktschnittplatten aufgenommen wurde. Bei diesen wurden, wie der Name bereits verrät, die Töne direkt in die Lackschicht der Platte eingraviert.
Den umfangreichen Bestand aus historischen Tonträgern, Informationen von Beilageblättern und weiteren Metadaten für die Archivöffnung aufzubereiten, ist eine hochkomplexe Aufgabe. Federführend für deren Umsetzung verantwortlich zeichnet Markus Gafner, Leiter Audio-Erschliessung bei SRF. «Doch zur Hebung des Archivschatzes braucht es viele», so der Projektleiter. Daher sind an der Archivöffnung nicht nur Fachspezialistinnen und -spezialisten des Bereiches Recherche und Archive beteiligt, sondern zahlreiche weitere Akteure: vom SRF-Rechtsdienst über das Team für Künstliche Intelligenz bis hin zu externen Partnern. «Für dieses Projekt arbeiten wir alle im Team, jede und jeder denkt mit und wir fällen gemeinsam Entscheidungen», unterstreicht Medien-Dokumentalistin Regula Müller.
Eine der grössten Herausforderungen der Archivöffnung laut Markus Gafner: «Im Archiv gibt es nichts, was es nicht gibt. Immer wieder sind wir mit Konstellationen konfrontiert, in denen das zuvor definierte Vorgehen nicht mehr wirklich passt.» Auch der Umgang mit den Metadaten ist herausfordernd. Regula Müller berichtet: «Wir mussten Wege finden, um den Nutzerinnen und Nutzern ein Maximum der vorhandenen Informationen in verständlicher Art und Weise zur Verfügung zu stellen.»
Alle können teilhaben an diesem riesigen audiovisuellen Schatz.
Bereits in den letzten Jahrzehnten wurden die alten Tonträger mit Unterstützung des Vereins Memoriav digitalisiert, denn die sensiblen Direktschnittplatten, auf denen die ältesten Sendungen gespeichert sind, waren vom Zerfall bedroht. Doch die Digitalisierung ist erst der Anfang: Die Audiodateien müssen gesichtet, geordnet, bereinigt und mit Metadaten versehen werden, bevor sie – via extra entwickelte Steuerapplikation – online zugänglich gemacht werden können.
Trotz aller Herausforderungen begeistert Markus Gafner und Regula Müller die Arbeit an der Archivöffnung immer wieder aufs Neue: «Wir möchten den Menschen eine Zeitreise ermöglichen. Sie sollen eintauchen können ins ‹Echo der Zeit›», so der Projektleiter. Seine Kollegin ergänzt: «So können alle teilhaben an diesem riesigen audiovisuellen Schatz, den wir tagtäglich hegen und pflegen.» Die Leidenschaft für ihre Arbeit ist den beiden deutlich anzumerken – und sie haben noch einiges vor: Bis zum 80. Geburtstag des «Echo der Zeit» im Jahr 2025 soll der gesamte Archivbestand der Sendung online zugänglich sein. Die Arbeiten dazu laufen auf Hochtouren.
Kamera: Andrea Germann