Startet jede Musikstunde mit einem passenden «Opener»? Haben wir unsere «Top-Titel» optimal verteilt? Stimmt die Mischung aus Schlager, Volksmusik und Instrumentalmusik von Big-Band-Sound und Swing über leichte Klassik bis zu Blasmusik? Wenn ich die Musik für unser 24-Stunden-Programm auswähle, habe ich ganz unterschiedliche Kriterien im Kopf. Die Herausforderung dabei: jeden Tag den beliebten, typischen Musikwelle-Mix zusammenzustellen, aber doch jeden Tag wieder erfrischend anders.
Ausgeklügelte Vorgaben
Für unsere Musikplanung haben wir in der Musikwelle Vorgaben definiert, wann welche Art von Musik mit welcher Stimmung und welchem Tempo laufen soll. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass donnerstags nach den Nachrichten um 13 Uhr zuerst ein Instrumentalstück kommt, danach ein deutscher Schlager, gefolgt von Blasmusik und so weiter. Aufgrund dieser Vorgaben, die für jede Stunde anders aussehen, schlägt uns unsere Musiksoftware eine Titelabfolge vor. Dieser Vorschlag wird dann von uns Musikredaktoren redigiert.
Kontrolle ist besser
Ich scrolle am PC durch die Titellisten und schaue, ob für mich alles passt. Mittlerweile kenne ich zwar viele Musikstücke, aber natürlich nicht alle mit sämtlichen Details. Dann kann ich auf unsere Software bauen, die mir zu jedem Titel wichtige Informationen anzeigt. Ich weiss, worauf ich achten muss. Meistens reagiere ich auf schriftliche und optische Codes, etwa Farbangaben für die verschiedenen Musikgenres oder Tempoangaben.
Achtung, drei ähnliche Blautöne hintereinander! Das heisst, wir haben drei schlagerartige Stücke in Folge. Das macht keinen Sinn. Im Laufprogramm suchen wir doch Abwechslung, wollen den vielfältigen Musikinteressen unseres Publikums gerecht werden. Also, wie kann das sein? Zunächst hör ich kurz in die Titel rein. Und weil ich die Abfolge tatsächlich nicht so gut finde, tausche ich nicht nur einen der Songs aus, sondern passe auch gleich noch die Vorgabe für das Planungssystem an – für die Zukunft.
Am häufigsten stolpere ich über die Tempi der Musikstücke. Jedes ist mit drei Zahlen kodiert, die jeweils das Tempo des Stücks am Anfang, in der Mitte und am Schluss beschreiben. «1» für langsam, «5» für schnell. Wenn hintereinander etwa Songs mit der Kombination «123», «222» und «232» folgen, ist das eigenartig. Tönt für mich nach einer Programmstunde, die einfach nur vor sich hinplätschert. Zum Einschlafen – oder auch zum Abschalten! Ich würde so etwas nicht gerne im Radio hören. Deshalb suche ich zwecks Abwechslung nach flotteren Liedern und tausche mindestens einen Titel aus.
Tatsächlich korrigieren wir erstaunlich wenig an den vorgeschlagenen Playlists, eben weil unsere Vorgaben mittlerweile sehr gut passen. Klar ist jedoch: Keine Musikstunde geht über den Sender, bevor sie nicht jemand aus der Musikredaktion geprüft und für gut befunden hat.
Wie wir unser Herzstück hegen und pflegen
Heute haben wir rund 49'000 Titel in unserer Musik-(welle-)Datenbank. Und jede Woche kommen welche dazu. Dafür hören wir uns in der Musikredaktion neu eingetroffenes Material genau an. Bei jedem Titel entscheiden wir: Ist er gut? Auch aufnahmetechnisch? Passt er zur Musikwelle? Ist es ein «Top-Titel», der öfters laufen soll, oder ein «Opener», der gut an den Beginn einer Stunde passt? Können wir ihn jederzeit ins Programm nehmen oder schränken wir die Platzierung ein?
Tatsächlich gibts auch gesperrte Titel, die wir nur während bestimmter Zeiten spielen. Bei Weihnachtsmusik ist das klar, die bringen wir nur von Ende November bis Weihnachten. Aber wir haben zum Beispiel auch Frühlingslieder und Herbstlieder, die nur saisonal bei uns zu hören sind.
Jeden Song, den wir in die Datenbank aufnehmen, analysieren und codieren wir sorgfältig. Und deshalb kann ich mich auch drauf verlassen, dass unsere Planungssoftware uns keinen Song vorschlägt, der in unserem Programm so nicht laufen kann.
So inspiriert uns unser Publikum
Neue Musik erreicht uns auf ganz verschiedenen Kanälen: Meistens sind es CDs oder Files von Plattenfirmen oder Musikern, manchmal auch von Hörerinnen und Hörern. Es kann aber auch sein, dass wir über andere Medien von einer neuen Klassik-CD mit populärer Musik lesen und sie uns dann besorgen. Oder dass wir irgendwo ein Konzert mitschneiden und die Aufnahme senden dürfen.
Zu neuer Musik kommen wir auch oft durch unsere Hörerwünsche in unseren Wunschkonzerten: Am Nachmittag gibt es unser beliebtes «Wünsch dir was» und das Krankenwunschkonzert «Visite», am Montagabend den «Wunschkonzert»-Klassiker mit einer über 70-jährigen Tradition. So kommen insgesamt 20 Stunden Wunschkonzert pro Woche zusammen. Dabei fragen Hörerinnen und Hörer auch immer wieder nach Stücken von Formationen, von denen wir selbst noch nie gehört haben. Dann nehmen wir die Fährte auf und stossen nicht selten auf ganz spannendes Material …
Unser Publikum ist also eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Bei der Musikwelle stehen die Hörerinnen und Hörer im Zentrum. Ihnen soll unser Programm gefallen. Und das tut es – was mich enorm freut und jeden Tag neu motiviert.