Schnell vorneweg: Wer jetzt direkt hören will, kann das hier machen.
Medienhype ...
Jack the Ripper war beileibe nicht der erste Serienmörder der Geschichte. Aber er war der erste, der von den Medien dazu gemacht wurde. Weltweit überschlugen sich die Zeitungen mit immer neuen Theorien über die Identität von Jack; zum ersten Mal schaffte es eine Zeitung überhaupt, mehr als eine Million Exemplare einer Ausgabe zu verkaufen – wegen einer Geschichte über den «Schlitzer». Mehr dazu weiss der Kriminalhistoriker Gerald Schwerhoff:
... kulturelle Faszination ...
Die Figur «Jack the Ripper» taucht bis heute überall auf. Er singt in Alban Bergs Oper «Lulu», er wird von Klaus Kinski verkörpert im Film «Der Dirnenmörder von London», Alan Moore hat die epochale Graphic Novel «From Hell» über ihn geschrieben und gezeichnet – und man kann ihn spielen im Brettspiel «Mr. Jack». Dort muss man herausfinden, hinter welcher Spielfigur, also welcher bürgerlichen Identität sich der Mörder verbirgt. Und auch in Wirklichkeit weiss man bis heute nicht, wer die Morde begangen hat, und so drehen sich auch die meisten Filme und Bücher um genau diese Frage.
... und Wirklichkeit
Die Hörspielserie «Jack und ich» hat hier anderes im Sinn. Geschrieben hat sie der Schweizer Autor Heinz Stalder, der ein Jahr im Londoner Stadtteil Whitechapel gewohnt hat – genau dort, wo die Morde verübt wurden. Stalder hat sich durch die Archive der Zeitungen und von Scotland Yard gewühlt. Aber nicht, um eine neue Theorie über die Identität des «Schlitzers» hinzuzufügen. Stalder lässt eine Welt auferstehen, in der «Jack the Ripper» erst möglich wurde. Ein stinkendes, lärmendes London, von Armut und Krankheit zerfressen. Wo ein Menschenleben nichts wert war, und das Leben einer Prostituierten noch viel weniger. Und gerade auch auf sie lenkt er den Blick: Auf die Opfer.
«Jack und ich» ist von der Wirklichkeit durchtränkt, und gleichzeitig auch poetisch, ein rasantes Hörerlebnis.